Fast vergessene Ursachen
Simon Poelchau über ökonomische Gefahren durch ungleiche Einkommen
Lang, lang ist es her - da bebten weltweit die Börsen. Vor nunmehr fast zehn Jahren begann die größte Finanzkrise der Nachkriegsgeschichte. Fast vergessen ist die Diskussion um ihre Ursachen.
Doch angesichts von Meldungen wie der, dass das einkommensstärkste Prozent hierzulande ein Drittel seiner Einnahmen sparen kann, während die ärmere Hälfte sich verschulden muss, um über die Runden zu kommen, wäre ein Blick auf die Ursachen der Finanzkrise angebracht. Schließlich fußten die riskanten Finanzprodukte, die in den Jahren 2007 und 2008 die Bankenwelt an den Rand des Kollaps brachten, vor allem auch auf der Verschuldung der einfachen Bevölkerung. Ninja-Kredite wurden sie in den USA genannt, »No income, no job«, »Kein Einkommen, keine Arbeit«. Die Mittel- und Unterschicht nahm sie auf, um den Lebensstandard halten zu können. Die Banken gaben ihnen gerne das Geld, auch wenn eigentlich von Anfang an abzusehen war, dass sie es nicht wieder bekommen würden. Deshalb verkauften sie die Kredite ja weiter.
Ein bisschen mehr Gerechtigkeit und Gleichheit hätte also vielleicht den großen Crash verhindern können. Doch an solche Debatten erinnert man sich in Zeiten wachsender Ungleichheit ungern. Wohl auch nicht an die vielen Essays im Feuilleton, ob Karl Marx nicht doch recht hatte.
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