Krähen sind wie die Wildschweine

Vögel suchen auf dem Tempelhofer Feld nach Nahrung und zerhacken dabei den Rasen

  • Gisela Gross
  • Lesedauer: 3 Min.

Gibt es etwa Wildschweine auf dem Tempelhofer Feld mitten in Berlin? Der Rasen entlang der alten Landebahnen und Stellen auf so mancher Wiese lassen das auf den ersten Blick vermuten, denn das Grün wirkt teils untergepflügt. Für Wildschweine liegt der Park aber doch zu zentral: »Das waren Nebelkrähen in Gemeinschaftsarbeit«, erläutert Wildtierexperte Derk Ehlert die kahlen Abschnitte. Die Vögel suchten im Boden nach Engerlingen - Käferlarven, die Wildtiere »wie Bonbons« als Nahrung zu schätzen wüssten.

Im Einzelfall werde entschieden, ob die Grasnarbe wieder angewalzt oder ob nachgesät werde, erklärte Parkmanager Michael Krebs. »Offenbar suchen die Krähen im Oberboden nach Engerlingen und anderen schmackhaften Insekten. Aufgefallen ist uns dies bereits im vergangenen Jahr, als wir im Sommer eine kurzzeitige Massenvermehrung von Junikäfern feststellten.«

Krebs spricht von einem zunehmendem Phänomen, auch an anderen Orten in Berlin. Eine wirtschaftliche Bedeutung hätten die Krähenschäden aber nur für Parks mit intensiv gepflegten Rasenflächen. Wie Ehlert sagt, wendeten erste Krähen diese Strategie schon vor einigen Jahren an. Die Vögel schauten sich das dann voneinander ab.

Gerade an den Rändern der Stadt sind aber auch in diesem Herbst wieder Wildschweine wühlend unterwegs. Die Schwarzkittel suchen Nahrung, um sich für den Winter zu rüsten. Da die Tiere nicht für den Schaden verantwortlich gemacht werden können, gibt es keine Schadenszahlen, heißt es aus der Umweltverwaltung. Grundstückseigentümer müssen demnach selbst für die Reparatur aufkommen, wenn sie ihren Garten zum Beispiel nicht eingezäunt haben.

»Die Summe der Schäden geht in die Zehntausende«, schätzt die Steglitz-Zehlendorfer Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne). Genaue Zahlen liegen ihr nicht vor, allerdings haben die Schäden in den vergangenen Jahren zugenommen. Betroffen seien viele der Parkanlagen und Grünstreifen etwa an der Argentinischen Allee und an der Clayallee.

Rüdiger Zech vom Grünflächenamt Reinickendorf zählt eine ganze Reihe aktueller Schäden auf Friedhöfen und Grünanlagen auf. Mitarbeiter richteten die beschädigten Flächen wieder her, darunter auch Grabstellen. Auf den Friedhöfen Heiligensee und Tegel seien Stadtjäger mit der Regulierung der Bestände beauftragt, erläutert Zech. Markl-Vieto teilt mit: »Jäger sind permanent unterwegs.« Bisher liegen die Abschusszahlen berlinweit leicht über denen des Vorjahreszeitraums. Detaillierte Daten gibt es laut Umweltverwaltung es noch nicht.

Wie Ehlert sagt, lässt sich auch an Anrufen von Anwohnern aus Spandau, Reinickendorf, Köpenick und Zehlendorf ablesen, dass es in diesem Jahr mehr Wildschweine gibt als 2015. »Das liegt vor allem am extrem warmen Winter 2015/2016.« Dadurch seien die Frischlinge gut durchgekommen. Hinzu kam ein starkes Jahr bei Eichen, so dass es ausreichend Nahrung in Form von Eicheln gab.

Weil der Spätsommer besonders trocken ausfiel und der Boden hart war, suchten Wildschweine bewusst Grünstreifen für die Nahrungssuche auf, wo sie nicht unentdeckt blieben. Einen neuen Wildschwein-Rekord gibt es aber nicht: »Es gab schon Jahre mit mehr Sauen«, sagt Ehlert. Die Population entwickle sich in Wellen.

Die Zahl der Berliner Wildschweine schätzen Experten auf 3000 bis 4000. Für Schäden sind sie aber nicht allein verantwortlich: Auch Steinmarder, Füchse und Waschbären wühlten sich durch den Boden, berichtet Ehlert. dpa

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