Grünen-Parteitag: Wie hältst du es mit den Reichen?

Kretschmann stemmt sich vehement gegen die Forderung nach einer Vermögenssteuer / Parteispitze wirbt für Kompromiss

  • Lesedauer: 2 Min.

Münster. Die Steuerdebatte polarisiert den Bundesparteitag der Grünen in Münster. Während Parteichefin Simone Peter in ihrer Rede am Samstag für eine Wiedereinführung der Vermögensteuer plädierte, sprach sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann strikt dagegen aus. Der Parteitag stimmt am Mittag über insgesamt fünf Vorschläge ab.

Peter warb für einen flügelübergreifenden Kompromissvorschlag der Bundestagsfraktionsspitze. Dieser sieht eine Vermögensteuer für »Superreiche« vor. Ein neues Konzept für die Erbschaftsteuer soll dagegen nur entwickelt werden, wenn die Reform der großen Koalition vom Bundesverfassungsgericht kassiert werden sollte.

»Den Grünen mangelt es an Mut«
Demokratieforscher Michael Lühmann im »nd«-Interview über die Haltung der Öko-Partei gegenüber Reichen

Kretschmann appellierte an seine Partei, sich gegen die Vermögensteuer zu entscheiden. Sie belaste das Betriebsvermögen von Mittelständlern viel stärker als das großer Konzerne, sagte der Ministerpräsident Baden-Württembergs. »In konjunkturell guten Zeiten können sie es vielleicht noch ertragen, in schlechten geht es sofort an die Substanz.« Daher kämpfe er »mit aller Macht« dagegen.

Als Ministerpräsident trage er die Verantwortung für den Mittelstand in seinem Bundesland. Entscheidend sei, entschieden gegen Steuertricks und -schlupflöcher vorzugehen, sagte Kretschmann. »Das alleine bringt zehn Milliarden.« Für seine Rede bekam der Vertreter des Realo-Flügels der Partei großen Applaus. Die Grünen wollten ihren Steuerstreit am Samstag per Parteitagsbeschluss beilegen.

DGB-Chef Reiner Hoffmann forderte in Münster Korrekturen im Steuersystem. Die Pauschale Abgeltungsteuer von nur 25 Prozent müsse abgeschafft und vergleichbar mit der Einkommensteuer mit bis zu 42 Prozent belegt werden. »Wir brauchen endlich mehr Steuergerechtigkeit in diesem Land«, sagte Hoffmann. Er bezeichnete die Abschaffung der Vermögensteuer als Fehler. dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal