RiseUp.net: Ist der Kanarienvogel gestorben?

Linker Email-Provider möglicherweise durch US-Regierung kompromittiert

  • Florian Brand
  • Lesedauer: 3 Min.

NetzaktivistInnen und SicherheitsexpertInnen sorgen sich derzeit um die Integrität des verschlüsselten E-Mail-Providers RiseUp.net. Wie der Homepage, des durch Spenden finanzierten Projekts mit Sitz im US-amerikanischen Seattle, zu entnehmen ist, wurde der sogenannte Warrant Canary (Sicherheits-Kanarienvogel) bereits seit mehreren Monaten nicht mehr aktualisiert. Das ist insofern brisant, als dies ein Hinweis darauf sein könnte, dass staatliche Stellen mittlerweile die Herausgabe von Nutzerdaten gefordert haben.

Eine solche Forderung kann in den USA in Form eines »National Security Letter« (NSL) beispielsweise vom FBI erhoben werden. Seit 2001 können solche NSL’s auf Grundlage des Patriot Acts auch gegen US-amerikanische Staatsbürger zum Einsatz kommen. US-Firmen machen sich strafbar, wenn sie öffentlich machen, eine solche Anordnung erhalten zu haben. im Gegenzug sind sie von gesetzgeber gezwungen, sämtliche Informationen preiszugeben.

Mit einem Warrant Canary bestätigen Firmen in regelmäßigen Abständen, dass sie bislang keinen National Security Letter oder ähnliches erhalten haben. Wird diese Aussage nicht verschickt, verschwindet von der Seite oder wird – wie bei RiseUp.net – nicht mehr aktualisiert, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass das Unternehmen mittlerweile eine solche Anordnung erhalten hat.

RiseUp hat sich in der Vergangenheit gegen staatlichen Druck zur Herausgabe von NutzerInnenbezogenen Informationen gewehrt und stets betont, lieber »den Stecker zu ziehen«. Per Twitter rief das Unternehmen nun als Reaktion auf die Spekulationen auf, nicht in Panik zu verfallen. Desweiteren hieß es: »Unsere Systeme sind vollständig unter unserer Kontrolle«. Man werde zu einem späteren Zeitpunkt weitere Informationen veröffentlichen.

Derweil sorgen eine Reihe von Tweets des Unternehmens, die am 11. November verschickt wurden, unter den NutzerInnen für Aufsehen. Offenbar darauf bezugnehmend postete RiseUp nun: »Unsere vorherigen Tweets enthielten keinerlei versteckten Subtext«. Trotz dessen, berichten UserInnen, reagiere das Unternehmen bislang nicht auf einzelne Anfragen.

Der Kommunikationsanbieter ist vor allem bei SicherheitsexpertInnen, sowie (linken und netzpolitischen) AktivistInnen aufgrund seiner Anonymität sehr beliebt. Das Projekt finanziert sich nach eigener Aussage ausschließlich über freiwillige Spenden. Außerdem bekennen sich Wikileaks-Gründer Julian Assange, als auch Whistleblower Edward Snowden öffentlich als Nutzer des Dienstes.

Neben verschlüsselter Kommunikation via Email oder Chat, bietet RiseUp auch Zugang zu Cloudspeicher und VPN.

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