Freudentänze im Sioux-Protestcamp

Baustopp für umstrittene Ölpipeline durch North Dakota - Indianerstamm appelliert an Donald Trump

Das Ingenieurskorps der US-Armee hat überraschend die Genehmigung für den Weiterbau der umstrittenen Ölpipeline im Bundesstaat North Dakota durch das Reservat der Standing-Rock-Sioux verweigert. Es müssten alternative Routen erforscht werden, teilte die Organisation, die bei vielen, auch nicht-militärischen Infrastrukturprojekten in den USA Bauingenieursdienstleistungen im staatlichen Auftrag erfüllt, am Sonntag mit. Das wird vermutlich längere Zeit in Anspruch nehmen, denn Korpssprecher Jo-Ellen Darcy kündigte eine Umweltverträglichkeitsprüfung mit »voller« Öffentlichkeitsbeteiligung und genauer Analyse an.

Im Protestcamp am Ufer des Missouri-Zuflusses Cannon Ball sorgte die Nachricht erst für ungläubiges Staunen, dann für Jubel und Freudentänze. Hier zelteten seit August zunächst einige Dutzend Stammesangehörige, inzwischen ist es eine tief verschneite Zeltstadt mit mehreren tausend Bewohnern, darunter Angehörigen anderer Indianerstämme und von Umweltschützern aus den gesamten USA. Der Protest sorgte landesweit für großes Aufsehen in den Medien und in sozialen Netzwerken.

Dem Camp drohte am Wochenende die gewaltsame Räumung, denn die Bagger standen nur noch eine halbe Meile südlich des Sioux-Reservats, als die Entscheidung zum Baustopp fiel. Die 3,8 Milliarden Dollar teure Pipeline soll Öl von den tausenden Frackingbohrstellen im Norden North Dakotas an der kanadischen Grenze durch mehrere Bundesstaaten bis nach Illinois transportieren. Die 1900 Kilometer lange Leitung ist fertig bis auf das fehlende Stück unter dem künstlichen Lake Oahe, wo nun der Baustopp von der Army verfügt wurde. Der See ist ein Wasserreservoir des Missouri. Aus diesen Gewässern bezieht der Stamm der Standing Rock sein Wasser. Die Ureinwohner fürchten, dass die Gewässer durch Lecks verseucht werden könnten, und sehen auch heilige Stätten bedroht. Bei Demonstrationen und Blockaden bei den Bauarbeiten ging die Polizei in den vergangenen Monaten hart vor, es gab mehrere Verletzte und hunderte Festnahmen.

»Unsere Gebete wurden erhört«, erklärte jetzt der Präsident des Nationalkongresses der Amerikanischen Indianer, Brian Cladoosby. »Es ist nicht vorbei, aber es bringt uns zurück auf den richtigen Weg.« Dave Archambault II, Stammeschef der Standing Rock, erklärte, alle Indianer würden der Regierung von Präsident Barack Obama auf ewig dankbar sein. Der Lauf der Geschichte sei korrigiert worden.

Die Bewohner wollen das Protestcamp allerdings auch jetzt nicht auflösen, denn es bleibt ein dickes Fragezeichen: Archambault II erklärte, sein Stamm hoffe, dass die neue Administration die Entscheidung des Ingenieurskorps respektieren werde. Der künftige US-Präsident Donald Trump hatte sich nämlich nach der Wahl für die Fertigstellung der Pipeline ausgesprochen. Denn dies liege im Interesse aller Amerikaner, verlautete aus seinem Team.

Trump hat indes wohl vor allem ein geschäftliches Interesse daran: Als Unternehmer hat er nämlich kräftig in das Betreiberkonsortium der Pipeline, Energy Transfer Partners (ETP), und der daran beteiligten Holding Phillips 66 investiert.

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