Eine Schonfrist gibt es nicht

Martin Kröger über den neuen rot-rot-grünen Senat in Berlin

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin tickt anders. Während in vielen Ländern und Orten weltweit Rechte an die Macht gelangen oder an der Macht kratzen, sendet die Metropole Berlin zum Jahresende ein anderes Signal: Die Alternative ist an der Spree nicht rechts, sondern Mitte-links. Schließlich hat die neue Koalition aus SPD, Linkspartei und Grünen nichts weniger versprochen, als mit einem sozial-ökologischen Politikwechsel den rechten Trend zu stoppen. Das Bündnis will zeigen, dass es soziale und politische Alternativen jenseits nationalstaatlich bornierter Lösungsansätze gibt. Dafür bietet der 187-seitige Koalitionsvertrag einiges an Potenzial - das hat nicht zuletzt die überwältigende Zustimmung der teils eigentlich regierungskritischen Basis der Berliner Linkspartei zu dem Vertragswerk untermauert.

Fest steht aber auch: Die übliche 100-tägige Schonfrist für neue Regierungen kann sich der Senat in Berlin abschminken. Viele Probleme in der Hauptstadt - die maroden Schulen und Ämter, die in Turnhallen dahinvegetierenden Flüchtlinge und der krasse Wohnungsmangel - brennen so stark auf den Nägeln, dass sie sofort angegangen werden müssen. Ein entsprechendes 100-Tage-Programm ist für den Jahresbeginn angekündigt worden. Es wird der erste Gradmesser, wie handlungsfähig das Dreierbündnis tatsächlich ist.

Damit Rot-Rot-Grün ein Erfolg wird, braucht es aber nicht nur gutes Regieren, sondern gesellschaftlichen Druck. Ohne ihn wird es nicht klappen.

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