Journalisten leben gefährlich
Reporter ohne Grenzen
Im zu Ende gehenden Jahr sind weltweit mindestens 74 Journalisten, Bürgerjournalisten und Medienmitarbeiter wegen ihrer Arbeit getötet worden. Fast drei Viertel von ihnen wurden gezielt angegriffen. Das geht aus dem zweiten Teil der Jahresbilanz der Pressefreiheit von »Reporter ohne Grenzen« (ROG) hervor, der gestern veröffentlicht wurde. Unter den Getöteten waren 57 professionelle Journalisten, neun Bürgerjournalisten und acht Medienmitarbeiter.
Neben der Gefahr, getötet zu werden, sehen sich Journalisten in vielen Ländern weiterhin staatlicher Repression ausgesetzt. So herrscht nach ROG-Einschätzung in der Türkei unter Journalisten mittlerweile ein Klima der Angst. »Und das hat sich auch von Monat zu Monat verschärft«, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. »Journalisten überlegen, mit wem treffe ich mich, wann telefoniere ich oder sagen dem Taxifahrer nicht, wo genau man hin will, sondern man steigt an einer Straßenecke aus.« Es gebe aber auch weiter »kleine Inseln der Pressefreiheit«. Das gelte etwa für Zeitungen wie »Cumhuriyet« - auch wenn dort viele Journalisten verhaftet worden seien. »Es gibt Plattformen im Internet und neue Projekte, die versuchen, unabhängigen Journalismus zu machen«, so Mihr.
Kurzfristig seien die Chancen auf eine Veränderung zum positiven gering. »Aber es sind natürlich nicht die ersten Repressionen, die wir in der Türkei erleben«, sagte Mihr. »Da gab es immer Rückwärts- und Vorwärtsbewegungen. Wenn man das als historisches Muster nimmt, kann man davon ausgehen, dass es auch wieder besser wird.« dpa/nd
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