Roboter-Show in Las Vegas

Die Elektronikmesse CES wird in diesem Jahr von Produkten rund um die künstliche Intelligenz dominiert

  • John Dyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Bei der Consumer Electronics Show (CES), die am Donnerstag in Las Vegas beginnt, werden Roboter zu den größten Attraktionen zählen. »Wir werden fortschrittliche Technologien aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz präsentieren, um zu zeigen, dass diese bereits Realität sind und Verbrauchern für die Kommunikation oder Unterhaltung zur Verfügung stehen«, meint John Rhee, General Manager von Ubtech Robotics.

Ubtech ist eine von vielen Firmen, die auf der dreitägigen Technikmesse ihre Roboter vorstellen. Ihr Alpha 2 ist ein kniehoher humanoider Roboter, der seinen Besitzer an gewisse Vorhaben erinnern, das Licht ein- und ausschalten sowie die Wohnungstür ab- oder aufschließen kann. »2017 ist das Jahr, in dem humanoide Roboter zu Gefährten werden«, meint Unternehmenschef Rhee.

Trends bei der Consumer Electronics Show

PC: Die Hersteller der von einigen Marktbeobachtern schon totgesagten Notebooks und Desktop-Rechnern überschlagen sich mit neuen Modellen. Darunter finden sich spezielle Modelle für Gamer - gefördert auch durch den Bedarf an viel Rechenpower für virtuelle Realität.

Digital-Sound: Die Akustik verschiedener Konzertsäle kann inzwischen auch im Auto simuliert werden. Zudem können dort die einzelnen Fahrgäste gleichzeitig unterschiedliche Musik hören, ohne einander zu stören. Die Fahrgeräusche werden digital ausgeblendet, so dass Hersteller Isoliermaterial sparen können. Ferner imitieren Kopfhörer dank Software dreidimensionalen Sound.

USB-C: Apple sorgte vor wenigen Monaten noch für einen kleinen Aufschrei unter den Kunden, als beim neuen MacBook Pro die verschiedenen Anschlüsse durch Ports des Standards USB-C ersetzt wurden. Inzwischen zeichnet sich ab, dass das Format eine zentrale Rolle als einheitlicher Verbinder verschiedenster Geräte übernehmen könnte. Dann wäre auch die Zeit der vielen Adapter vorbei.

Wearables: Nach dem ersten Hype um Smartwatches als Alleskönner am Handgelenk setzt ein Trend zur Spezialisierung ein. Fitness hat sich als ein zentraler Anwendungsfall herauskristallisiert. Das Geschäft der Anbieter von Fitnessarmbändern fiel bisher nicht den Computer-Uhren zum Opfer. Und auch zur CES gibt es diverse neue spezialisierte Technik mit engem Aufgabengebiet - etwa einen Wehen-Sensor für Schwangere. dpa/nd

Bei ihrem 50. Jubiläum will die Messe noch größer werden. Im vergangenen Jahr konnten 170.000 Fachbesucher angelockt werden, in diesem Jahr sollen es 200.000 sein. Intelligente Autos, Videospiele, die auf virtueller Realität basieren, Fernseher mit noch besserer Auflösung, Drohnen und das Internet der Dinge werden dabei im Mittelpunkt des Interesses stehen. Die Aussteller decken ein breites Spektrum ab - neben Großunternehmen wie Microsoft und Apple sind auch kleine Start-ups vertreten. Alleine 1300 chinesische Aussteller werden ihre Innovationen vorstellen, insgesamt werden 20.000 Produkte präsentiert.

Die Geschichte der CES liest sich wie die Geschichte der Technologiebranche. 2013 wurde dort Oculus Rift vorgestellt, ein auf virtueller Realität basierendes Headset. Facebook hat das Projekt für zwei Milliarden Dollar übernommen. In den 1980er Jahren gehörten Camcorder und in den 2000er Jahren Plasmafernseher zu den Attraktionen der Messe. »Jedes Jahr treffe ich auf der CES Menschen, die mit ihren Technologien unser Leben verändern und es ist dort buchstäblich jeder Bereich der Technologiebranche vertreten«, meint der IT-Blogger Robert Scoble.

Beobachter sind jedoch skeptisch, ob auch in diesem Jahr ein wirklich großer Wurf vorgestellt wird. Es sei diesmal schwer, die entsprechende Aufregung zu empfinden, meint James McQuivey, Analyst beim Marktforschungsunternehmen Forrester. Der E-Reader habe die CES 2010 geprägt, der Tablet-Computer stand ein Jahr später im Mittelpunkt. »Aber so etwas fehlt in diesem Jahr«, so McQuivey.

Die Veranstalter preisen die Messe dennoch als Marktplatz der Ideen. So wird der Geschäftsführer des Grafikprozessorherstellers Nvidia, Jen-Hsun Huang, neue Prozessoren vorstellen, die für den Einsatz in autonom fahrenden Autos entwickelt wurden. Nvidia sei eines der ersten Unternehmen gewesen, die sich nach neuen Gelegenheiten in neuen Märkten umgesehen hätten, meint Analyst Malik Saadi von ABI Research. »2014, als über den Automobilbereich, künstliche Intelligenz und virtuelle Realität nur geredet wurde, waren sie bereits sehr aktiv in der Umstrukturierung ihres Produktangebotes.«

Robert Heiblim, Vorstand der Audio-Sparte der Consumer Technology Association - der Branchenverband ist Ausrichter der CES - stößt in das gleiche Horn. Seiner Meinung nach repräsentieren Firmen wie Nvidia die Gesinnung der Messe. »Eine Firma muss ständig Innovationen hervorbringen, Gewinne reinvestieren und immer über ein erfolgreiches Produkt hinaus denken.« Heiblim selbst war 1967 als 16-Jähriger auf der ersten CES vertreten, als Mitarbeiter eines Schallplattengeschäfts. Später hat er dann CD-Player und Musiksoftware entwickelt. »Früher oder später ist die Zeit von jedem Erfolgsprodukt vorbei und jeder, der dieses Produkt haben wollte, hat es dann auch.«

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