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Spät floss Geld in Schwimmhalle

Bad an der Thomas-Mann-Straße nach Jahren der Schließung wiedereröffnet

Eigentlich ist das streng verboten. Doch zur Wiedereröffnung der Schwimmhalle in der Thomas-Mann-Straße 3 in Prenzlauer Berg dürfen rund 100 Grundschüler am Donnerstagmorgen ausnahmsweise vom Beckenrand springen. Zwei Jahre hat die überfällige Modernisierung gedauert. Damit sind die Berliner BäderBetriebe (BBB) nach eigenen Angaben im Zeitplan geblieben.

Doch das ist nicht die ganze Geschichte. Denn die Sanierung der in den 1970er Jahren errichteten Schwimmhalle war bereits mindestens seit der Jahrtausendwende dringend notwendig, wurde aber verschleppt und mehrmals aufgeschoben. Die LINKE und andere argwöhnten, dies geschehe absichtlich. Für diesen Verdacht gab es genug Anhaltspunkte. Schließlich stand das Objekt 2002 bereits auf einer Liste von Schwimmhallen, die geschlossen werden sollten. Außerdem waren 3,1 Millionen Euro Fördermittel, die für die Thomas-Mann-Straße gedacht waren, zum Kombibad in der Gropiusstadt umgeleitet worden.

Zuletzt gab es nur noch einen eingeschränkten Betrieb für den Schwimmunterricht und den Vereinssport. Dann war auch das nicht mehr möglich. Das Dach war undicht, Beton bröckelte, die Heizung und andere technische Anlagen waren marode und die alten Glasbausteine zerplatzten. Schüler und Sportler hätten mit nackten Füßen in die Scherben treten können. Außerdem gefährdeten die defekten Glasbausteine die Standsicherheit der Fassade. Im Juli 2011 wurde die Halle gesperrt. Die Schüler mussten zum Unterricht forthin in die Schwimmhalle an der Landsberger Allee fahren. Die Vereine mussten sich mit ihren Trainingszeiten einschränken.

Es ging die Furcht um, für die Halle an der Thomas-Mann-Straße habe die letzte Stunde geschlagen. »Wir mussten kämpfen, damit diese Halle bleibt«, sagt der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Pankow, Michael van der Meer (LINKE). »Nun wird sie ja eine Weile bleiben«, blickt er zuversichtlich nach vorn. Selbstverständlich müsse Infrastruktur nicht gehalten werden, wenn sie nicht mehr gebraucht werde. Doch was die Schwimmhalle an der Thomas-Mann-Straße betreffe, bestehe zweifellos ein großer Bedarf, sagt van der Meer.

»Mit dem heutigen Tage sind erstmals seit 2006 wieder alle 37 Schwimmhallen der Berliner Bäder-Betriebe am Netz«, sagt Sportsenator Andreas Geisel (SPD).

Am Montag beginnt an der Thomas-Mann-Straße 3 der reguläre Betrieb. Erstmals seit 15 Jahren wird die Halle auch wieder öffentlich zugänglich sein - für das Frühschwimmen montags bis donnerstags von 6.30 bis 8 Uhr. In der Belegschaft findet sich noch eine Frau, die bereits vor der Schließung hier gearbeitet hat. Einige Anwohner, die vor langer Zeit im großen Becken kraulten, schauen am Donnerstag neugierig herein. Die Halle, die sich äußerlich kaum verändert hat, obwohl sie mit einer Wärmedämmung versehen wurde, ist im Inneren kaum wiederzuerkennen. Das Gebäude wurde in weiten Teilen bis auf den Rohbau entfernt. Auffälligste Veränderung ist der Wasserspiegel, der bis auf das Niveau des Fußbodens angehoben wurde, wodurch das große Becken nun etwas tiefer ist und 2,25 Meter misst. Die Farbe der Umkleidekabinen dürfte alten Stammgästen bekannt vorkommen. »Sie waren noch in einem guten Zustand und konnten erhalten werden«, sagt BBB-Chefin Annette Siering. Dies zeige, dass nur das Notwendige erneuert und sparsam vorgegangen wurde.

Auch wenn die Schlussrechnung noch nicht vorliege, so Sierings Vorstandskollege Andreas Scholz-Fleischmann, sei schon klar, dass die kalkulierten Kosten sogar leicht unterschritten werden konnten. »Fünf Millionen Euro standen zur Verfügung«, sagt Scholz-Fleischmann. »Die komplette Summe musste nicht ausgegeben werden.«

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