Tafel-Initiatorin feiert 60. Geburtstag

Sabine Werth gründete 1993 Hilfsprojekt für Bedürftige

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Berliner Tafel-Initiatorin Sabine Werth feierte am Montag ihren 60. Geburtstag. Bei einem Empfang würdigte Sozialsenatorin Elke Breitenbach (LINKE) Werth für ihr »herausragendes Engagement«. Mit der Gründung der ersten Tafel in Deutschland vor 24 Jahren habe sie ein unübersehbares Signal in die Gesellschaft gesandt. »Es sagt, dass es in unserem reichen Land nicht sein darf, dass die Armut wächst und dies nicht einfach hingenommen werden darf«, sagte Breitenbach.

Sabine Werth mache Armut sichtbar, sie trete ihr entschlossen entgegen und handele, so die Senatorin weiter. Sabine Werth gründete 1993 die Berliner Tafel als Lebensmittellieferant für Menschen, die aufgrund ihrer knappen Einkünfte am Essen sparen. Heute versorgt allein die Berliner Tafel jeden Monat bis zu 125 000 Bedürftige mit Lebensmitteln, darunter ein Drittel Kinder und Jugendliche. Für ihr Engagement wurde Sabine Werth 1995 der Verdienstorden des Landes Berlin verliehen, 2003 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Werth selbst schrieb zu Beginn des Jahres auf der Internetseite der Berliner Tafel: »Kaum zu glooben: Ick werd 60«. Der eingetragene Verein sei das Lebenselexier der Sozialpädagogin, darum bittet sie die Netzgemeinde um »keene Jeschenke, aba Kohle für de Tafel«. Bis zu ihrem Geburtstag kamen seit Veröffentlichung des Aufrufs mehr als 2300 Euro zusammen, die Aktion läuft noch 40 Tage.

Soziales Engagement zeigte Werth bereits zu Schulzeiten. Mit 14 Jahren war sie die jüngste Schulsprecherin des Lichterfelder Goethe-Gymnasiums sowie West-Berlins, kämpfte für Gerechtigkeit und die Selbstbestimmung von Frauen. Ende der 1980er Jahre bot sie als erste selbstständige Sozialarbeiterin Familienpflege an.

Mit der Initiativgruppe Berliner Frauen begann Sabine Werth 1993 nach dem Vorbild der New Yorker Initiative »City Harvest«, unverkaufte Lebensmittel für Obdachlose einzusammeln. Im selben Jahr gründete sie die erste Tafel. »Sie ist die Schnittstelle zwischen Überfluss und Mangel. Wir nehmen von dort, wo es zu viel gibt und bringen es zu denen, die zu wenig haben«, erklärt die Vorsitzende das Prinzip, nach dem überschüssige Lebensmittel bei den Märkten abgeholt und an Menschen verteilt werden, die wenig Geld zur Verfügung haben.

Die Berliner Tafel verteilt derzeit in 45 Ausgabestellen Lebensmittel an Bedürftige. Der Bezirk mit der höchsten Anzahl von Nutzern ist Tempelhof-Schöneberg mit 13 Prozent aller Kunden von »Laib und Seele«. Friedrichshain-Kreuzberg ist mit fünf Prozent der Bezirk mit den wenigsten Kunden. epd/nd

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