»ECHO« braucht langen Atem

Brandenburgisch-kamerunische Partnerschaft steht in den Startlöchern

  • Olaf Präger
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Das Projekt »Echo« soll einen vielfältigen Austausch zwischen Potsdam-Mittelmark und Kamerun bewirken. Im Februar wird eine Delegation aus Belzig in Kamerun die letzten Details vor dem Start regeln.
In Belzig kennt ihn fast jeder: Jean-Marce Banoho. Einst kam der 35-Jährige aus dem westafrikanischen Kamerun nach Deutschland, um zu studieren, und beantragte schließlich Asyl. Bhady, wie er genannt wird, ist vielen Belzigern inzwischen nicht nur bekannt, seine Kenntnisse und Erfahrungen sind gefragt: bei Sozialvereinen, Schülern und Verwaltungen. Zu Politikern der Region unterhält er beste Kontakte. Bhady ist ein Paradebeispiel für geglückte Integration. Vielen Asylbewerbern, die im Belziger Heim mehr oder weniger gut untergebracht sind, gilt er als Vertrauensperson. Nicht wenige Flüchtlinge zerbrechen an den Lebensbedingungen hier und an ihren geplatzten Illusionen. Banoho kennt das nur zu gut. Er weiß um die Unkenntnis über die jeweils andere Kultur, über Lebensverhältnisse und Bedürfnisse. Für den Verein Belziger Forum e.V. managt Banoho ein Begegnungszentrum. Nebenbei studiert der 35-Jährige Sozialpädagogik. Dennoch, so sehr er sich hier eingelebt hat, die Sehnsucht nach seiner kamerunischen Heimat und seiner Familie hat er nie überwinden können. Und so ist in ihm der Wunsch gewachsen, irgendwann wieder zurückzugehen. - aber nicht mit leeren Händen. Zusammen mit einer Steuerungsgruppe hat er ein Projekt auf die Beine gestellt, »ECHO« genannt, das auf gleichberechtigte, konkret erfahrbare Partnerschaft zwischen Bewohnern des Kreises Potsdam-Mittelmark und Kamerun zielt. Die Mittel zum Zweck: Schüler- und Lehreraustausch, der Aufbau einer Berufsausbildungsstätte, direkte Handelsbeziehungen und kultureller Austausch. »Hilfe zur Selbsthilfe« ist die Philosophie des Projektes aus Belzig, das bereits durch die Mittelbrandenburgische Sparkasse finanziell und durch die Stadt, den Landkreis und das Land Brandenburg politisch unterstützt wird. Auf politische Rückendeckung hofft Jean-Marce Banoho angesichts der Ergebnisse der Migrationskonferenz von Rabat im Juli 2006. Die regte unter anderem an, Migranten zu unterstützen, die in ihrer Heimat unternehmerische Projekte aufbauen wollen und Brücken schlagen zwischen Europa und Afrika, zwischen Kommunen und Unternehmen oder eben Schulen, Vereinen und Kooperativen. Um »ECHO« in trockene Tücher zu bringen, wird ein Teil der Steuerungsgruppe, darunter Banoho, die Sozialamtsleiterin des Landkreises, Gertrud Meissner, und der Ausländerbeauftragte des Landkreises, Kees Berkouwer, Anfang Februar nach Kamerun aufbrechen. Gespräche mit dem deutschen Botschafter, mit der kamerunischen Regierung, mit Kommunalpolitikern, Schulen, Dorfgemeinschaften, Kooperativen und traditionellen Königen sind geplant. Manfred Bauer von der Potsdamer Staatskanzlei, der bei der Vorstellung des Projektes das Land vertrat, gab dem Trägerverein und der Steuerungsgruppe auf den Weg, das Projekt nicht zu unterschätzen. Es werde hoher organisatorischer Aufwand nötig sein und langer Atem. Dafür wünschte er viel Erfolg.
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