Streit um Jodls Grabkreuz in nächster Runde
Künstler fordert Hinweis auf Verbrechen des NS-Generals
München. Der Streit um das Grabkreuz für den Nazi-Kriegsverbrecher Alfred Jodl auf dem Friedhof der Insel Frauenchiemsee in Bayern geht in die nächste Runde. Der Künstler Wolfram Kastner wehrt sich gegen eine einstweilige Verfügung eines Nachkommens Jodls, der weitere künstlerische Aktionen verhindern will. In der Zivilverhandlung am Landgericht hat der Richter am Donnerstag keine Entscheidung verkündet und hierfür einen neuen Termin angesetzt.
Kastner hatte das Denkmal für Jodl auf der Fraueninsel im Chiemsee unter anderem mit einer Hinweistafel (»Keine Ehre für einen Kriegsverbrecher«) und mit roter Farbe als Symbol für das vergossene Blut versehen. Er erklärte sich in der Verhandlung bereit, auf weitere künstlerische Aktionen zu verzichten, sofern die Nachfahren Jodls ein Hinweisschild mit einem Erklärtext zu dem Kriegsverbrecher an dem Grabkreuz anbringen würden. Der Nachkomme lehnte dies ab. Er erkenne die schwere Schuld seines Vorfahren voll an, wolle aber verhindern, durch ein Schild zusätzliche Aufmerksamkeit auf das Grabkreuz zu lenken, sagte sein Anwalt.
Einen zweiten Vorschlag Kastners, nämlich Namen und Funktion Alfred Jodls von dem Grabkreuz zu entfernen, lehnte der Nachkomme nicht ab, bat aber darum, sich mit Verwandten besprechen zu können. Jodl war Chef des Wehrmachtsführungsamtes und wurde in 1946 als Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt. Nach der Hinrichtung wurde der Leichnam verbrannt und die Asche in der Isar verstreut. Auf dem Kreuz am Familiengrab steht jedoch auch sein Name. dpa/nd
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