Kein Vertrauen in die Jugend

Laut Umfrage zweifelt ein Drittel der Deutschen an der Demokratiefähigkeit der Jüngeren

  • Maria Jordan
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Drittel der deutschen Erwachsenen traut der nachfolgenden Generation nicht zu, später die Verantwortung für den Erhalt der Demokratie zu übernehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage, die das Deutsche Kinderhilfswerk in Auftrag gegeben hatte.

Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, hält das große Misstrauen gegenüber Kindern und Jugendlichen für »besorgniserregend«. »Vor allem vor dem Hintergrund, dass es die Aufgabe der jetzigen Erwachsenengeneration ist, die nächste Generation auf diese wichtige Aufgabe vorzubereiten.«

Für den Kinderreport 2017 befragte das Institut infratest dimap bundesweit 1080 Erwachsene sowie 623 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 17 Jahren. Die Ergebnisse wurden am Donnerstag in Berlin vorgestellt.

Die Frage nach der Demokratiefähigkeit wurde auch im Hinblick auf die Parteienzugehörigkeit überprüft. Interessanterweise ist das Vertrauen gegenüber der Jugend bei Anhängern der FDP (84 Prozent) mit Abstand am größten. Danach folgen die Grünen mit 78 Prozent. Am skeptischsten ist man hingegen in den Lagern von AfD (58 Prozent) und Linkspartei (56 Prozent). Grundsätzlich wächst das Zutrauen mit steigendem Alter und Einkommen.

Als Hauptverantwortliche für die Demokratieerziehung steht laut Umfrage die Familie mit 90 Prozent deutlich an erster Stelle. Es folgen mit einigem Abstand Schule und Kita (65 Prozent). Krüger jedoch findet: »Das Bildungsthema kann nicht hoch genug geschätzt werden.« Der Präsident des Kinderhilfswerks spricht sich dafür aus, die politische Bildung an Schulen weiter zu fördern und schon die Kita als Bildungseinrichtung zu begreifen.

89 Prozent der Befragten sehen die Stärkung des Gesellschaftskundeunterrichts als Mittel, die demokratischen Überzeugungen der Kinder zu fördern. Noch größer ist jedoch die Zahl derer, die glauben, dass dafür mehr Geld für die Kinder- und Jugendarbeit benötigt wird (92 Prozent).

64 Prozent der Kinder und 80 Prozent der Erwachsenen denken auch, dass arme Kinder in der Schule zu wenig unterstützt werden und dadurch weniger Chancen auf einen guten Bildungsabschluss haben. Zu geringe Einkommen der Eltern, die Situation Alleinerziehender, Vernachlässigung durch die Politik und das Bildungswesen werden von den Befragten als wesentliche Ursachen für Kinderarmut genannt.

Das Schulsystem in Deutschland sei ein Auslesesystem, in dem sozial Schwächere benachteiligt würden, sagt auch die Vizevorsitzende des Bundestags, Petra Pau (LINKE). Es bestehe jedoch ein untrennbarer Zusammenhang zwischen der sozialen Frage und Demokratie. »Demokratische Bürgerrechte und soziale Sicherheit dürfen weder hierarchisiert noch gegeneinander aufgerechnet werden«, so Pau. Kommentar Seite 4

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