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Eine Mehrheit will Managergehälter begrenzen

Laut einer Umfrage von YouGov sprechen sich 62 Prozent für die Forderung des SPD-Kanzlerkandidaten aus

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat die Debatte um zu hohe Managergehälter wieder entfacht. Wie eine Umfrage der Meinungsforscher YouGov zeigt, die dem »neuen deutschland« vorliegt, hat Schulz dabei nicht nur die Bundestagsopposition auf seiner Seite, sondern auch die Mehrheit der Bevölkerung. Demnach sprechen sich 62 Prozent der 1046 Befragten für Gehaltober-grenzen für Manager und Banker aus. 57 wünschen sich dies auch für Politiker und Beamte sowie 49 Prozent für Profisportler.

Dabei brachte Schulz schon kurz nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur eine Begrenzung der Topgehälter ins Gespräch. »Wenn ein Konzernchef in Deutschland einen ganzen Konzern durch seine Fehlentscheidungen zum Wanken bringt, kriegt er anschließend auch noch Boni dafür«, spielte Schulz Ende Januar in der ARD-Talkshow »Anne Will« auf Vergütungseskapaden wie die beim ehemaligen Volkswagenchef Martin Winterkorn an. Dieser hatte jährlich bis zu 17,5 Million Euro bekommen und damit lange Zeit das Ranking der am besten verdienenden Konzernlenker angeführt, bis er aufgrund des Skandals um manipulierte Abgaswerte im Herbst 2015 gehen musste.

Und auch der durchschnittliche Vorstandschef verdient hierzulande äußerst gut. Sein Gehalt liegt bei rund 3,9 Millionen Euro pro Jahr, wie jüngst eine Studie einer Unternehmensberatung zeigte. Damit haben die deutschen Topmanager nach den Schweizern und Briten in Europa die am höchsten dotierten Verträge.

Schulz Forderung wurde nun auch von SPD-Generalsekretärin Katarina Barley bekräftigt. »Wenn die Konzerne nicht im Eigeninteresse oder aus gesundem Menschenverstand diese Millionensummen als Boni oder Abfindungen begrenzen, muss es der Gesetzgeber tun«, sagte sie am Wochenende der »Bild am Sonntag«. Die riesige Kluft zwischen Vorstandsgehältern und den Arbeiterlöhnen etwa bei Volkswagen sei inakzeptabel.

Ginge es nach dem Willen der Opposition, könnte die SPD bereits vor der Bundestagswahl im Herbst Worten Taten folgen lassen. Zusammen haben SPD, Grüne und LINKE eine knappe Mehrheit im Bundestag, und beide Oppositionsparteien haben bereits einen entsprechenden Antrag angekündigt.

»Gerade die SPD, die in Person von Stephan Weil bei VW mit im Boot sitzt, sollte sich unseren Antrag gut ansehen«, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Jan Korte. Denn nicht nur die Führungsetagen der Konzerne, »die sich selbst horrende Beträge auszahlen und gleichzeitig über hohe Steuerbelastungen und Arbeitskosten jammern«, würden zu Recht jedes Vertrauen der Bevölkerung verlieren, sondern auch die politisch Verantwortlichen, »die mit denselben Argumenten zum Beispiel gegen die Millionärs- und Vermögenssteuer vorgehen«.

Eine solche Grenze für Managergehälter könnte bei einer Million Euro pro Jahr liegen. Diese Summe erhält zumindest mit 47 Prozent bei knapp der Hälfte der von YouGov befragten eine Zustimmung. Lediglich 15 Prozent befürworten diese Obergrenze »überhaupt nicht«. Dabei wollen die meisten nur bei Managern, Politikern oder Profisportlern die Verdienste gekappt sehen. Für eine Begrenzung bei Wissenschaftlern, Ingenieuren oder Ärzten etwa sprechen sich lediglich 12, 13 und 16 Prozent der Befragten aus.

Übrigens will man besonders im Osten, dass es gerechter zugeht als im Westen. So sind in den neuen Bundesländern 50 Prozent der Befragten für eine Obergrenze von einer Million Euro, in den alten Bundesländern sind es lediglich 46 Prozent.

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