Rot-Rot-Grün will Pflege ausbauen

Gesundheitssenatorin besucht Beratungsstelle und stellt neue Informationsbroschüre vor

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Manchmal stellt sich die Pflegebedürftigkeit innerhalb kurzer Zeit ein. Der Treppenaufstieg in den dritten Stock in die eigene Wohnung, der viele Jahre fit hielt, wird plötzlich zur Tortur. Für Momente wie diesen haben viele Menschen und ihre Angehörigen häufig nicht vorgesorgt. Dabei gilt es, viele Fragen zu klären: Welche Unterstützung stehen einem nach dem neuen Pflegestärkungsgesetz zu? Welche Voraussetzungen müssen vorliegen? Manchmal bedarf es auch rechtlicher Unterstützung, etwa wenn die Pflegebedürftigkeit im ersten Anlauf vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen nicht anerkannt wird.

»Eine Rechtsberatung dürfen wir zwar nicht anbieten«, sagt Susanne Zöllner. Dafür seien Rechtsanwälte zuständig. Aber bei vielen anderen Fragen wie beispielsweise Ansprüchen würden sie und ihre Kollegen beraten, berichtet die Mitarbeiterin des Pflegestützpunktes Mitte im Evangelischen Geriatriezentrum Berlin. Jährlich mehr als 600 Betroffene oder ihre Angehörigen informiert die Diplom-Sozialpädagogin über Fragen zur Pflege. Insgesamt waren es im vergangenen Jahr 2000 Menschen, die Rat in dem Pflegestützpunkt im Ortsteil Wedding suchten. Alle erhielten eine individuelle, kostenlose und neutrale Beratung. Und anders als in den Pflegeberufen haben die Berater dafür normalerweise auch Zeit. »So ein Gespräch dauert im Schnitt eine Stunde«, sagt Zöllner.

Wie stark die Arbeit der Berater in den Pflegestützpunkten geschätzt wird, zeigt unterdessen eine Befragung, die Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) am Mittwoch der Öffentlichkeit vorstellte. Demnach waren 97,8 Prozent (der rund 1000 Ratsuchenden, die bei der Befragung im vergangenen Jahr mitgemacht haben) mit der Kompetenz der Berater sehr zufrieden bis zufrieden. Auch die »Passgenauigkeit« der vermittelten Informationen und die Unabhängigkeit der Beratung überzeugte die Ratsuchenden. »Die Pflegestützpunkte leisten sehr gute Arbeit«, beschied die Senatorin am Mittwoch bei einer Stippvisite im Pflegestützpunkt. Für den rot-rot-grünen Senat ist der Ausbau der Pflege und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein politischer Schwerpunkt. Erstmals gibt es in einer Landesregierung auch für diesen Bereich eine eigene ministerielle Abteilung. Kolat ist nicht nur Gesundheits-, sondern auch Pflegesenatorin. In einer Metropole wie Berlin, die nicht nur wächst, sondern auch altert, ist das Feld von großer Bedeutung: Unter anderem aufgrund des demografischen Wandels soll die Zahl der Pflegebedürftigen von heute 116 000 Menschen auf 170 000 im Jahr 2030 steigen.

Für Berater wie Susanne Zöllner gibt es deshalb immer mehr zu tun. Nicht zuletzt auch angesichts des neuen Pflegestärkungsgesetzes, das zu Jahresbeginn in Kraft getreten ist. Laut Kolat profitieren die Pflegebedürftigen in Berlin durch die Reform mit 200 Millionen Euro für zusätzliche Leistungen pro Jahr. Wem was zusteht, ist auch Thema in einer neuen Broschüre, die der Senat in sieben Sprachen übersetzen lassen will, und die im Internet bestellt werden kann.

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