»Gentlemen« bitten zur Kasse

Gruppe Halberstädter Gymnasiasten siegt beim Planspiel Börse

  • Uwe Kraus, Halberstadt
  • Lesedauer: 3 Min.
Sechs Halberstädter Schüler werden als Europas beste Nachwuchsbroker ausgezeichnet.
Sein Wirtschaftslehrer bescheinigt Jim Ziegler »eine gewisse Kaltschnäuzigkeit beim Zocken«. Der Schüler gehört den »Gentlemen« vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Halberstadt an, die sich beim »Planspiel Börse« der Sparkassen-Finanzgruppe gegen fast 44 000 Konkurrenten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Lettland, Luxemburg, Österreich und Spanien durchsetzten. Das seit 1983 ausgerichtete Internet-Börsenspiel ist das größte seiner Art in Europa. Dabei sollen Schüler das ABC des Aktienhandels lernen. Jede Spielgruppe richtet mit einem fiktiven Startkapital von 50 000 Euro ein Wertpapier-Depot ein. Vom 27. September bis 12. Dezember 2006 konnten damit Wertpapiere aus einer Liste von 145 Aktien und fünf Fonds ge- und verkauft werden. Das von der Kreissparkasse Halberstadt betreute Sextett Jim Ziegler, Roy Bartels, Gabriel Berger, Andreas Glimm, Gordian Kabelitz und André Masannek bewies das richtige Gespür. 62 918,11 Euro standen am Schlusstag auf ihrem virtuellen Konto. Die Halberstädter Gymnasiasten lieferten sich lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Gruppe »Royal Flush« aus Kaiserslautern, die aber letztlich um 766,70 Euro unterlagen. Für Schulleiterin Regina Zimmermann zeugt der Sieg des Teams davon, dass das Gymnasium mit seinem wirtschaftlichen Schwerpunkt auf dem richtigen Weg sei. »Als Lehrer schaffen wir ein entsprechendes Klima, in dem wirtschaftliches Denken gedeiht.« Auch Wirtschaftslehrer Gerhard Schmuck, der die Abiturienten auf ihrer Sieger-Reise an den Börsenplatz London begleiten wird, freut sich, dass er im Unterricht gute Grundlagen gelegt hat, auf denen die Jungs aufbauen konnten. »Zocken lernt man dort nicht, aber etwas über Preis, Angebot und Nachfrage auf dem Finanzmarkt.« Gabriel Berger, der mit Jim Ziegler das »Tagesgeschäft« abwickelte, berichtet, die Gruppe habe sich jeden Montag getroffen, dabei die Beobachtung der Märkte ausgewertet und Anlagestrategien festgelegt. Man wollte aber nur Erster im Landkreis werden, wo 120 Schüler in 17 Teams mitspielten. Nach fünf Wochen landete man dann in den deutschen Top Ten, bevor am 1. Dezember der Sprung an die Spitze gelang. Die »Gentlemen« profitierten nicht nur von der allgemeinen DAX-Entwicklung im Herbst, sondern auch von der Erfahrung aus den Vorjahren. Sie nahmen den Gewinn nach dem rasanten Kursanstieg der Aktie des Sportwettenabieters bwin mit, partizipierten am Aufschwung bei Premiere, Solarworld und der Deutschen Börse AG. »Es befand sich kein Wertpapier vom Start bis zum Ziel im Depot, es lagen viele Transaktionen dazwischen, um nicht von der Börsenentwicklung überrannt zu werden«, sagt Berger. Nun bitten die »Gentlemen« zur Kasse. Die Kreis-Siegprämie von 250 Euro ist bereits eingebucht. Mitte März fahren die Halberstädter nach Berlin zur Ehrung der Bundessieger, und eine Woche später wartet in Brüssel die europäische Siegerehrung. Ihre Zukunft nach dem Abitur sehen nur Jim Ziegler und Gabriel Berger im Bankgeschäft. »Das hat aber nichts mit dem Planspiel zu tun, die Verträge waren schon davor perfekt«, sagt Berger.

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