Müllers Glas ist halb leer
Martin Ling über den Marshall-Plan für Afrika
Es ist heiß in Nairobi und Minister Müllers Glas halb leer. Der Marshall-Plan für Afrika enthält fraglos wichtige und richtige Elemente: An den Eckpunkten Wirtschaftsinvestitionen und berufliche Bildung ist per se nichts auszusetzen. Afrika braucht sicher beides und Afrika braucht sicher auch in vielen Ländern eine bessere Regierungsführung, entwicklungsorientiertere Eliten und weniger Korruption.
Der Herz-Jesu-Sozialist hat wie immer nicht gänzlich unrecht: »Wir brauchen wirtschaftliche Zusammenarbeit in einer völlig neuen Dimension. Das bedeutet nicht ein Mehr an öffentlichen Geldern, sondern ein Mehr an Investitionen.« Der erste Satz stimmt, der zweite ist nur grammatikalisch richtig. Afrika braucht selbstverständlich auch ein Mehr an öffentlichen Geldern, wie sonst könnte der immense Nachholbedarf bei öffentlichen Gütern von Bildung über Gesundheit bis hin zu Transport sukzessive gedeckt werden?
»Afrika ist reich an Bodenschätzen und Natur. Daraus können Millionen Arbeitsplätze entstehen, wenn die Verarbeitung und damit die Wertschöpfung in den Ländern selbst verbleiben.« Ja, Herr Müller, diese Gemeinplätze sind seit kolonialen Zeiten richtig und doch gilt auch noch 2017: Die vor Ort verarbeiteten Rohstoffe werden in der EU noch immer mit Zöllen belegt, die Rohstoffe nicht. Genau umgekehrt müsste es sein, dann wäre wenigstens eine conditio sine qua non erfüllt, der noch eine Menge andere folgen müssten.
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