Dialog statt Bauernregeln

Bundesumweltministerium zieht umstrittene Kampagne zurück

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 2 Min.

»Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein« oder »Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm« - mit solchen »spielerisch-humorvollen ›Bauernregeln‹« nimmt das Bundesumweltministerium Probleme der Landwirtschaft aufs Korn. Die Plakatkampagne erreichte ihren Zweck: Aufmerksamkeit erregen. Allerdings anders, als Ministerin Barbara Hendricks (SPD) es sich vermutlich gewünscht hatte. Die Bauernverbände liefen Sturm, Landwirtschaftsminister verschiedener Bundesländer kritisierten die 1,6 Millionen Euro teure Aktion teils heftig, Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) forderte Hendricks auf, sich bei den Landwirten zu entschuldigen.

Der Gegenwind war dann doch zu viel, Hendricks gab am späten Donnerstagnachmittag bekannt, es würden keine neuen Plakate gedruckt. Sie entschuldigte sich auch bei den Bauern. In der »Rheinischen Post« sagte sie am Freitag, einige Menschen hätten sich durch die Kampagne persönlich angegriffen und in ihrer Berufsehre verletzt gefühlt, »das tut mir leid«. In Zukunft wolle sie mit Bauern und Verbrauchern einen »Dialog« zu Missständen im Agrarsektor führen. »Kernanliegen« des Ministeriums sei die Frage, wie Landwirtschaft und Naturschutz versöhnt werden könnten. Für den »Dialog« soll eine Website (bmub.bund.de/dialog-landwirtschaft) online gehen. Nach Angaben eines Ministeriumssprechers sind Debatten in sozialen Medien und bei Veranstaltungen geplant.

Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) lud Hendricks umgehend ein, das ostdeutsche Bundesland zu besuchen und sich mit Landwirten und Umweltschützern an einen Tisch zu setzen. Sie könne so erfahren, was die Landwirte für den Umweltschutz leisteten »und wo es warum hakt«, sagte er. Er sei enttäuscht, dass die Ministeriumskampagne an Gremien und Fachpolitikern in der SPD vorbei erdacht und umgesetzt worden sei. Die Kosten hätte er lieber eingesetzt, um etwa Schülern die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz näherzubringen.

Zuvor hatte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter Hendricks Rückendeckung gegeben. »Es ist ein absurdes Theater, das vor allem von Union und Bauernverband gespielt wird«, sagte er der »Rheinischen Post«. Die Kampagne lege den Finger in die Wunde. Mit Agenturen

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal