Widerstand mit Ablaufdatum

Kurt Stenger über die Konfrontation zwischen Fed-Chefin und US-Präsident

Dass sich Entscheidungen von Notenbanken nicht im luftleeren Raum monetärer Expertokratie bewegen, hat sich spätestens in der Finanzkrise herausgestellt. Es geht eben um Geldpolitik, und die ist nicht minder strittig als Gesundheits- oder Migrationspolitik. Aber nur selten dürfte eine Zentralbankerin derart massiv in Konfrontation zum Herrscher gegangen sein, wie dies Fed-Chefin Janet Yellen in den USA derzeit tut. Sie kritisiert ganz ohne die üblichen Umschweife die Einwanderungspolitik von Präsident Donald Trump, denn diese ist Gift für die Wirtschaft, die mit dichten Grenzen die Demografieprobleme nicht in den Griff bekommen kann.

Neben Richtern und der sich formierenden außerparlamentarischen Bewegung ist die Fed das dritte Gegengewicht gegen Trumps Durchregieren. Und sie hat ein Druckmittel in der Hand: Im Gegensatz zum Wahlkampf-Getwitter benötigt Trump niedrige Leitzinsen, um mit seinen merkantilistischen Ideen von vorvorgestern nicht die US-Wirtschaft vor die Wand zu fahren. Den Gefallen wird ihm Yellen nicht tun: Zum einen läuft die Wirtschaft ziemlich rund, zum anderen benötigt eine lockere Geldpolitik, um nicht für Verwerfungen zu sorgen, eine strenge Bankenregulierung, die Trump aber beenden möchte.

Allerdings spielt die Zeit für ihn. Wichtige Stellen in der Fed kann er jetzt neu besetzen. Und Janet Yellens Amtszeit endet in weniger als einem Jahr.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.