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Asylheimgegner wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht

Ingolf P. demonstrierte 2014 und 2015 gegen Flüchtlingsheime: Angeblich aus Furcht vor vermeintlichen kriminellen Ausländern

  • Marina Mai
  • Lesedauer: 2 Min.

Nächste Woche könnte das Urteil fallen. Der Fahrlehrer Ingolf P. steht seit vergangener Woche vor dem Landgericht, weil er jahrelang seine Tochter sexuell missbraucht haben soll. Vorgeworfen wird dem Köpenicker auch der sexuelle Missbrauch eines weiteren Mädchens. Bei einer Durchsuchung fanden die Ermittler zahlreiche Kinderpornos auf seinem Computer. Ingolf P. hat vor Gericht bereits ein Teilgeständnis abgelegt. Strittig ist noch, wie oft er sich an den Mädchen vergangenen hat.

In seinem Kiez im Köpenicker Allendeviertel ist Ingolf P. kein Unbekannter. 2014 und 2015 gehörte er zu den führenden Köpfen der Bürgerinitiative gegen zwei Asylbewerberheime. Er betrieb die inzwischen abgeschaltete Facebook-Seite »Nein zum Containerdorf am Standort Allende II«. Dort wurde immer wieder gegen Flüchtlinge gehetzt. Einige der Forderungen: Flüchtlingsheime gehörten nicht in die Nähe von Schulen und Spielplätzen. Denn Kinder müssten vor den vermeintlichen ausländischen Kriminellen und Kinderschändern geschützt werden. Mit dem Argument, es gehe um die Sicherheit »unserer Kinder«, sei im Viertel Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht worden, erinnert sich Stefanie Fuchs, die heute für die LINKE im Abgeordnetenhaus sitzt und damals gegen die Nazis demonstrierte. »Auch von Ingolf P.« In einer Presseerklärung sprach die LINKE damals von einer »pogromartigen Stimmung«.

Doch nicht nur auf Facebook hetzte er gegen die vermeintlich Kinder schändenden Flüchtlinge. P. zählte zu den Initiatoren der sogenannten »Mittwochsmahnwachen«, die sich zu einem Sammelbecken von Berliner NPD-Kader entwickelten. Im November 2014 fungierte zudem er als Ordner auf einer flüchtlingsfeindlichen Demonstration, an der NPD-Kader wie der damalige Landesvorsitzende Sebastian Schmidtke teilnahmen.

Auf einer Köpenicker Facebook-Seite wird das Thema rege diskutiert. »Dieser Herr forderte die Todesstrafe für Kinderschänder«, behauptet ein Nutzer. Und ein anderer fragt: »Wo sind eigentlich die Demonstrationen der besorgten Bürger, denen es nur um den Schutz ihrer Kinder geht?« Und der Leiter eines Flüchtlingsheimes im Allendeviertel schreibt: »Als Heimleiter habe ich nie Verständnis dafür gehabt, mit welchen Unterstellungen der Angeklagte unseren heutigen, aus Kriegs- und Verfolgungssituationen geflüchteten Bewohnerinnen und Bewohnern, gegenüber getreten ist. Keineswegs erfüllt es mich mit irgendeiner Form von Häme, dass ausgerechnet jemand, der Geflüchteten die schlimmsten Dinge unterstellt hat, selbst zum Täter geworden ist. Zum Glück gibt es hierzulande keine Todesstrafe oder keine Folter. Das unterscheidet uns von vielen Ländern dieser Erde.«

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