Herzkammerflimmern

Martin Schulz treibt die SPD voran. In NRW hilft es Rot-Grün bisher wenig. Warum?

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Es geht endlich wieder um Politik fürs Herz, so reden führende Sozialdemokraten jetzt jedenfalls gern - was ihnen leicht fällt, seit sie das ohne rot zu werden über den eigenen Spitzenkandidaten sagen können. Martin Schulz fülle »ein emotionales Vakuum«, glaubt SPD-Generalsekretärin Katarina Barley, einen luftleeren Raum, den die CDU-Chefin hinterlassen habe. Angela Merkel »will oder kann keine Gefühle wecken«.

Der neue Mann in der ersten SPD-Reihe kann das dagegen sehr gut, so soll man es verstehen - und ein bisschen sieht es ja auch so aus, zumindest solange die Umfragen nicht das Gegenteil bezeugen. Notfalls weiß Schulz zudem, wie man dafür sorgt, dass es nach dem ganz großen SPD-Gefühl aussieht: »Ruft doch mal Martin!«

Nur um Emotionen geht es bei alledem natürlich nicht. Die neue sozialdemokratische Begeisterung von einer Politik, die man »im Bauch spüren« können müsse, soll auch gegen die AfD helfen. Und auf Bundesebene fallen, seit der »Schulzzug« fährt, tatsächlich die Umfragewerte der Rechtsaußenpartei. Das Problem, und damit zurück zu den Gefühlen, bleibt der Effekt ausgerechnet in der für SPD-Emotionen eigentlich zuständigen Herzkammer der Sozialdemokratie aus: In Nordrhein-Westfalen, wo Mitte Mai gewählt wird, sorgt Hannelore Kraft bestenfalls für ein, man könnte sagen: »emotionales Vakuum«. Das leichte Umfrageplus wird vom Schrumpfen der Grünen aufgefressen. Die rot-grüne Landesregierung muss trotz SPD-Führung um ihre Mehrheit bangen - und seit Schulz‘ Nominierung zum Bundesspitzenmann ist in NRW die AfD in Umfragen nicht etwa geschrumpft, sondern eher gewachsen. Was bewirkt Schulz im sozialdemokratischen Stammland? Sebastian Weiermann sucht Antworten, unter anderem im Mondpalast von Wanne-Eickel. tos Seite 3

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