Schadstoffe und Unfallgefahren

Vorsicht beim Renovieren

  • Lesedauer: 4 Min.

Beim Umgang mit Farben, Lacken und Lasuren können Lösemittel entweichen, bei Renovierungsarbeiten in älteren Häusern gesundheitsschädliche Stoffe wie Asbest zum Vorschein kommen. Auch Missgeschicke und Unfälle sind möglich: Das schwere Werkzeug landet auf dem Fuß oder die Leiter stürzt um. Die Experten von ERGO geben Tipps, worauf Heimwerker beim Renovieren achten sollten.

Selbst zu renovieren ist »in«

Frische Farbe an Wänden und Decken kann ein ganz neues Raumgefühl schaffen, Wohnbereiche optisch vergrößern und für Behaglichkeit und Atmosphäre sorgen. Wer Wände, Möbel oder Heizkörper farbig streichen möchte, der hat nicht nur die Qual der Wahl zwischen unendlich vielen Tönen - auch die Zusammensetzung der Farben fällt sehr unterschiedlich aus und kann schlimmstenfalls zu gesundheitlichen Belastungen führen.

Schadstoffe in Farben

Viele Farben und Lacke enthalten Lösemittel - sie machen die Stoffe streich- und sprühfähig. Beim Streichen und Trocknen verdunsten sie vollständig, so dass der Anstrich fest und trocken wird. Allerdings nicht ohne Nebenwirkungen: »Lösemittel können Schleimhautreizungen, Schwindel, Müdigkeit, Benommenheit und bei höherer Dosis auch Übelkeit und Kopfschmerzen hervorrufen«, weiß Dr. Wolfgang Reuter, Gesundheitsexperte der DKV Deutsche Krankenversicherung. Bei einer Langzeitbelastung können auch Leber- und Nierenschädigungen oder psychoorganische Störungen wie Herzrasen hinzukommen. Dr. Wolfgang Reuter rät dazu, möglichst wasserbasierte Farben zu verwenden, sogenannte Dispersionsfarben. Diese kommen zwar in der Regel auch nicht ganz ohne Lösemittel aus, allerdings ist der Anteil deutlich geringer.

»Dennoch ist lösemittelfrei nicht mit schadstofffrei gleichzusetzen«, so der Gesundheitsexperte. Einige Lacke enthalten zum Beispiel Kobalt. Der Kobaltstaub, der beim Schleifen des getrockneten Lacks entsteht, ist krebserregend. Eine gute Orientierungshilfe bei der Auswahl der Farben bietet das Umweltzeichen Blauer Engel. Es kennzeichnet die Farben und Lacke, die besonders hohen Anforderungen an den Gesundheitsschutz entsprechen und zugleich ein hohes Umweltschutzniveau garantieren.

Lüften, lüften, lüften!

Der DKV-Experte empfiehlt, immer bei offenem Fenster zu arbeiten, denn schon beim Streichen kann die Schadstoffbelastung sehr hoch sein. Sind die Malerarbeiten beendet, sollten Heimwerker die Räume über längere Zeit gut lüften. Da viele Lacke, Farben und Kleber auf Grund der enthaltenen Lösemittel leicht entzündlich sind, Zündquellen besser fernhalten und in den zu renovierenden Räumen nicht rauchen. Beim Sprühen von Lacken ist zudem ein Mundschutz unabdingbar. Ist die Arbeit getan, gilt es, alle Behälter sofort zu verschließen und für Kinder unerreichbar aufzubewahren.

Gefahr durch Asbest

Eine weitere Schadstoffquelle sind Materialien mit Asbest. »Häuser, die zwischen 1960 und 1990 gebaut wurden, weisen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Asbest auf«, warnt Dr. Reuter. Nicht nur Dacheindeckungen, Fassaden, Fensterbänke, Rohrleitungen und Lüftungsschächte können Asbest enthalten, auch Fußbodenkleber, Farbe und Spachtelmasse sind häufig betroffen.

Festgebundener Asbest stellt kein Gesundheitsrisiko dar - sofern ihn die Heimwerker nicht antasten. »Gefährlich wird es, wenn Hobbyhandwerker Asbestprodukte nicht erkennen und ohne ausreichende Schutzmaßnahmen bearbeiten, etwa bei der Renovierung eines 70er-Jahre-Badezimmers oder beim Entfernen von alten Teppichböden«, warnt der DKV-Gesundheitsexperte. »Asbest kann verschiedene Lungenkrankheiten auslösen, die bis zur Invalidität führen können.«

Die einzige wirklich sichere Methode ist, vor Beginn der Arbeiten einen Fachmann zu beauftragen, der eine Materialprobe entnimmt und diese im Labor auf Asbest untersucht. »Auf keinen Fall sollten Heimwerker die Probe selbst nehmen«, rät Dr. Reuter. Enthält das Material tatsächlich Asbest, muss eine Fachfirma nach Vorgaben der Gefahrstoffverordnung das Gebäude sanieren.

Vorbeugen, Unfälle vermeiden

Beim Renovieren kommt es auch immer wieder zu Unfällen. »Die meisten Unfälle können Heimwerker vermeiden, wenn sie ein paar einfache Sicherheitsregeln beachten«, erklärt Rudolf Kayser, Unfallexperte von ERGO. Seine wichtigste Regel: Ausreichend Pausen einplanen. Denn wenn die Konzentration nachlässt, kommt es schnell zu Missgeschicken, die schwerwiegende Folgen haben können. »Gerade längere Überkopfarbeiten, etwa beim Streichen der Zimmerdecke, machen schnell müde«, verdeutlicht Rudolf Kayser. Die Folge können Überanstrengung, Schwindel oder ein Sturz von der Leiter sein.

Bei der Arbeit auf Leitern gilt es generell einige wichtige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Leitern nur mit festem Schuhwerk betreten, immer auf einen sicheren Stand achten und nur sicherheitsgeprüfte Leitern mit Spreizschutz verwenden - so die Empfehlungen des ERGO Experten. Stühle oder Hocker sollten generell nicht als Leiterersatz dienen.

Besondere Vorsichtsmaßnahmen gelten, wenn Heimwerker schwere Geräte, wie Schleifmaschinen, einsetzen. Denn dabei besteht nicht nur die Gefahr von Verletzungen, sondern auch eine hohe Brandgefahr durch Funkenflug. Ganz wichtig: Stecker aus der Steckdose ziehen, wenn die Maschinen nicht im Einsatz sind und die Geräte an einem sicheren Ort lagern. ERGO/nd

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