Bigott statt zivilisatorisch

Uwe Kalbe über das von Minister Maas geplante Verbot von Kinderehen

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Dass Minderjährigen in Deutschland die Ehe versagt ist, muss als zivilisatorischer Fortschritt gelten gegenüber finsteren Zeiten, da Kinder einander versprochen wurden, um Weltreiche zu schmieden oder als Tauschobjekte missbraucht wurden, wenn die Not groß war. Für so etwas zahlen die Kinder mit bleibenden seelischen Schäden und die Gesellschaft mit nachhaltig verdorbenen Sitten. Die Kinderehe ist deshalb hierzulande glücklicherweise absolute Ausnahme und gesellschaftlich nicht gewollt.

Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel, weshalb die bisherige Gesetzeslage einen Spielraum für den Zweifelsfall ließ, ohne dass damit die sozialen Normen gefährdet worden wären. Das Gesetz von Minister Maas, das Kinderehen nun mit einem Bann belegt, folgt anderer Intention. Es ist auf die mit der Migration nach Deutschland schwappenden Fälle von Minderjährigenehen gemünzt. Doch auch hier ist das Leben vielfältig. Wer will Nutzen und Schaden abwägen, wenn der Staat eine Ehe von Flüchtlingen trennt, in der sich die Partner gegenseitig letzter Halt sind?

Doch was, wenn Mädchen von Familien zu ihrem »Glück« gezwungen werden und deshalb ihre Ehe verteidigen? Ausweg kann nur die Prüfung des Einzelfalls und ein Mindestmaß an Toleranz sein. Das Gesetz jedenfalls ist kein Beitrag zur Weltverbesserung, sondern Teil eines Kampfes der Kulturen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal