Fünf Länder bauen Abhörzentrum
Gemeinsame Einrichtung soll in Leipzig stehen
Dresden. Sachsen CDU/SPD-Regierung hat in dieser Woche den Aufbau eines länderübergreifenden Telekommunikationsüberwachungszentrums in Leipzig beschlossen. Eine Nebenstelle soll es in Dresden geben. Den für die Kooperation mit Thüringen, Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt nötigen Staatsvertrag habe er unterzeichnet, erklärte Innenminister Markus Ulbig (CDU) am Dienstag. Er müsse nun noch von den Ländern ratifiziert werden. Der Aufbau des Gemeinsamen Kompetenz- und Dienstleistungszentrums (GKDZ), das die Strafverfolgungsbehörden unterstützen soll, werde noch in diesem Jahr beginnen. 2019 soll es in Betrieb gehen. In den kommenden fünf Jahren sollen 15,8 Millionen Euro investiert werden. Kritik kommt unter anderem von den Grünen und der LINKEN.
Die Länder versprechen sich von dem gemeinsamen Abhörzentrum in diesem Zeitraum Einsparungen von insgesamt knapp elf Millionen Euro, da keine eigenen Technologien mehr vorgehalten werden müssen. Der Fortschritt in diesem Bereich sei rasant, betonte Ulbig. »Um mit diesem Tempo auch im Zuge von Ermittlungen bei schweren Straftaten wie etwa Terrorverdacht, Mord, Vergewaltigung, Kinder- und Jugendpornografie oder Einbruchserien Schritt halten zu können, ist es sinnvoll und wirtschaftlich, Synergien zu nutzen.« Die Entscheidung über die Anordnung einer Kommunikationsüberwachung liege aber weiter bei den Landesbehörden. Auch die Daten würden für jedes Bundesland getrennt verarbeitet und gespeichert. Das GKDZ soll als Anstalt des öffentlichen Rechts bis zu 50 Mitarbeiter beschäftigen.
Die Grüne-Fraktion sprach von einem Auftakt zur umfassenden Überwachung sächsischer Bürger. »Dieses Überwachungszentrum ist der Inbegriff für Intransparenz und Heimlichkeit«, erklärte der innenpolitische Sprecher Valentin Lippmann. Das Zentrum diene als technologische Grundlage für weitere Datensammlung und -auswertung. Nach Einschätzung der LINKEN bleibt zu prüfen, inwieweit grundsätzliche datenschutzrechtliche Bedenken tatsächlich berücksichtigt wurden. Deshalb müssten vor allem die Zuständigkeiten und Datenzugriffsberechtigungen geklärt und jeweils auf die Polizeidienststellen der jeweiligen Länder beschränkt werden. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.