Profiteure sollen zahlen

Simon Poelchau meint, dass man den Spitzensteuersatz ruhig anheben kann

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Der auf uns zukommende Bundestagswahlkampf ist auch ein Kampf um die Frage, was gerecht ist. Besonders viel Aufmerksamkeit erregen da Zahlen der Wirtschaftsforscher des IW Köln, dass mittlerweile 4,2 Millionen Erwerbstätige den Spitzensteuersatz von 42 Prozent zahlen.

Die Betroffenen regen sich zumindest häufig auf, dass sie als »Leistungsträger« besonders hart vom Staat ran genommen werden. Doch dies ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass diese Gewinner in der Regel überdurchschnittlich viel von den Leistungen des Staates profitieren: Sie erzielen so hohe Einkommen, weil sie kostenlos auf deutschen Unis studierten und sie können mit ihren dicken Schlitten ohne Tempolimit über frisch geteerte Autobahnen fahren, während manch einem Normalverdiener nur das Fahrrad bleibt. Gleichzeitig ist diese Geschäftsgrundlage aber in Gefahr: Die Straßen werden immer maroder und der soziale Zusammenhalt bröckelt. Der Grund: Es fehlt der öffentlichen Hand an Mitteln, um die Risse in Gesellschaft und Straße zu kitten - unter anderem auch, weil der Spitzensteuersatz von 53 Prozent in den 1990er Jahren auf sein jetziges Niveau gesenkt wurde.

Vielleicht sollte es sich so manch ein Spitzenverdiener deswegen überlegen, wieder mehr in die Allgemeinheit zu investieren. Nicht, dass er seine Karre bei der nächsten Tour in ein Schlagloch fährt, weil das Geld zu Reparatur fehlte.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal