Laschets Joker

Personalie: CDU-Hardliner Wolfgang Bosbach will in NRW Innenpolitik machen.

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Für Journalisten von öffentlich-rechtlichen und konservativen Medien ist es ein Segen, dass Wolfgang Bosbach existiert. Der CDU-Politiker ist für sie nahezu ständig erreichbar und weiß immer, wer schuld an Missständen ist, nämlich in der Regel »Linke« oder »Ausländer«. Kürzlich durfte Bosbach etwa in einer Kolumne für »Bild« seine Meinung über die »Kurdenkrawalle von 1994« und die »damals viel zu hohen Hürden für die Abschiebung ausländischer Straftäter« ausbreiten.

Wer so oft in der Öffentlichkeit steht wie der 64-Jährige, dem fällt der Rückzug von der politischen Bühne besonders schwer. Nun hat der Bundestagsabgeordnete, der wegen seiner Krebserkrankung im Herbst nicht mehr für das Parlament kandidieren wird, eine neue Aufgabe gefunden. Bosbach will nach der Landtagswahl am 14. Mai eine Kommission der nordrhein-westfälischen CDU leiten, die Empfehlungen zur Bekämpfung von Terror, Salafismus und organisierter Kriminalität erarbeiten soll. Voraussetzung ist ein Wahlerfolg der Konservativen. Als Landesinnenminister würde er jedoch nicht zur Verfügung stehen.

Für den Spitzenkandidaten Armin Laschet ist Bosbach der Joker in einem bislang erfolglosen Wahlkampf. In NRW liegt die CDU deutlich hinter der SPD. Der populäre Rheinländer soll nun helfen, das zu ändern. Obwohl er kein wichtiges Amt bekleidet, war Bosbach Ende des Jahres 2015 einer der beliebtesten deutschen Politiker. Damals hatte er die Flüchtlingspolitik seiner Parteikollegin und Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisiert. Dass die Große Koalition sich später von ihrer menschenfreundlichen Politik verabschiedete und das Asylrecht verschärfte, dürfte Bosbach als Genugtuung empfunden haben.

Nicht wenige NRW-Bürger sehen den Juristen als einen der Ihren. Er ist erzkatholisch und in seiner Heimat Bergisch Gladbach seit 1990 Präsident der Karnevalsgesellschaft »Große Gladbacher«. Abtrünnige CDU-Wähler, die zur rechten AfD tendieren, könnten nun schwach werden. Die Berufung von Bosbach wäre für sie zumindest ein Grund, zu ihrer Stammpartei zurückzukehren.

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