Giftgas-Einsatz in Syrien bestätigt

Buskonvoi zur Evakuierung ins Stocken geraten

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Experten der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) haben den Einsatz von Giftgas Anfang April in Syrien bestätigt. Dass bei dem Angriff auf den Ort Chan Scheichun Nervengas benutzt worden sei, sei unbestreitbar, erklärte die Organisation am Mittwochabend an ihrem Sitz in Den Haag. Die Analyse von Proben belege, dass es sich um Sarin oder ähnliche Substanzen handele. Sarin ist nach der Chemiewaffen-Konvention verboten, der Syrien beigetreten ist. Angaben zu den Tätern machte die OPCW nicht. Sarin gehört zu den gefährlichsten Nervengasen. Selbst das Einatmen einer niedrigen Konzentration kann innerhalb weniger Minuten zum Tod führen. Der Generaldirektor der OPCW, Ahmet Üzümcü, kündigte weitere Ermittlungen zu Chan Scheichun an.

Der Luftangriff auf Chan Scheichun in der Provinz Idlib hatte weltweit Empörung ausgelöst. Unter den mehr als 80 Opfern waren auch Kinder. Die USA und andere westliche Staaten sind überzeugt, dass das Regime von Baschar al-Assad das Giftgas einsetzte. Die Regierung in Damaskus und ihr Verbündeter Russland bestreiten dies und beschuldigen Rebellen. Die USA reagierten mit der Bombardierung eines syrischen Luftwaffenstützpunkts.

Derweil ist die Evakuierung mehrerer belagerter Städte in Syrien ins Stocken geraten. Über 3000 Menschen saßen in der Nacht zum Donnerstag am Kontrollpunkt Raschidin fest, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. In dem von Rebellen kontrollierten Ort waren am Samstag bei einem Anschlag auf einen Buskonvoi 126 Menschen getötet worden, darunter fast 70 Kinder.

Die Einwohner der von der syrischen Armee kontrollierten Städte Fua und Kafraja waren am Mittwoch gemäß einer Vereinbarung zwischen Regierung und Rebellen mit etwa 60 Bussen zu dem Kontrollpunkt nahe Aleppo gebracht worden. Die Rebellen wollen ihre Weiterfahrt laut der Beobachtungsstelle aber erst dann ermöglichen, wenn die Regierung inhaftierte Aufständische freilässt.

Sie wollten die Konvois nicht passieren lassen, »bis 750 Häftlinge - Männer und Frauen - aus den Gefängnissen der Regierung in die Rebellengebiete gebracht werden«, erklärte die in Großbritannien ansässige Organisation weiter. Die Angaben der oppositionsnahen Beobachtungsstelle, die sich auf ein Netz von Informanten vor Ort stützt, können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden. Agenturen/nd

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