Die Rolltreppe funktioniert

Ulrike Henning warnt vor übereilter Freude über die Pflegereform

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 1 Min.

Das neue Begutachtungssystem in der Pflege funktioniert offenbar, abgesehen von längeren Wartezeiten in einigen Fällen. Wenigstens etwas, möchte man denken. Der Medizinische Dienst der Krankenversicherungen hat seine Arbeit getan. Aber waren da nicht noch einige Probleme mehr? Fehlendes oder unterbezahltes Personal, keine oder ungenaue Kriterien für dessen Einsatz, Fragen zur generalistischen Ausbildung, Tendenz zu Billiglohndienstleistungen statt einer Aufwertung der Sorgearbeit in Familien?

Bereits als sich die Konturen der neuen Pflegestärkungsgesetze abzeichneten, warnten Experten, dass alte Fehler fortgeschrieben würden - in neuem sozialrechtlichen Kontext. Ohne einen Bezug zur Teilhabe, wie sie die UN-Behindertenrechtskonvention fordert, blieben die Reformen Stückwerk. Nun richtet sich der Fokus der Bewertung auf einen eher organisatorischen Teilaspekt, und das macht die bestehenden Defizite noch deutlicher. Die kritischen Felder sind Fachleuten und Politikern bekannt.

Stellt man sich die Pflege als Haus vor, funktioniert der Empfang und es laufen die Rolltreppen am Eingang, auch die zur neuen Etage für Demenzkranke. Was hinter den Wohnungstüren vor sich geht, weiß man deshalb noch lange nicht. Auf die weitere Evaluation der neuen Gesetze darf man deshalb gespannt sein.

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