Aquariden mit langen Leuchtspuren

Sonne, Mond und Sterne im Mai

  • Hans-Ulrich Keller, Stuttgart
  • Lesedauer: 4 Min.

Beherrscher der Mai-Nächte ist der Jupiter. Mit Einbruch der spät einsetzenden Dunkelheit leuchtet er als heller Lichtpunkt am Südosthimmel. Er übertrifft mit seinem Glanz alle Sterne und ist kaum zu übersehen. Zurzeit hält er sich im Sternbild Jungfrau auf. In der Nacht zum 8. Mai wandert der zunehmende Mond zwei Grad nördlich an Jupiter vorbei.

Vom Morgenhimmel zieht sich der Jupiter allmählich zurück. Wenn er im Westen untergeht, taucht Venus als strahlender Morgenstern im Osten auf. Venus ist deutlich heller als Jupiter und kann fast bis Sonnenaufgang gesehen werden. Am Monatsbeginn geht Venus kurz nach 4.30 Uhr auf, Ende Mai eine Stunde früher. Mars, der in den letzten Monaten am Abendhimmel zu sehen war, wechselt auf den Taghimmel. Zur Monatsmitte wird er unbeobachtbar. Er wandert durch das Sternbild Stier und passiert in der ersten Maiwoche das Goldene Tor der Sonnenbahn, das von den Sternhaufen Plejaden und Hyaden gebildet wird. Am 7. wandert Mars zwölf Vollmondbreiten nördlich am Stern Aldebaran vorbei.

Saturn wird zum Planeten der ganzen Nacht. Geht er Anfang Mai eine halbe Stunde nach Mitternacht auf, erscheint er zu Monatsende eine Viertelstunde nach 22 Uhr am Südosthimmel. Er wandert durch das Sternbild Schütze und wechselt am 18. in das Tierkreissternbild Schlangenträger, da er sich rückläufig durch den Tierkreis bewegt. In der Nacht zum 14. begegnet der abnehmende Mond dem Ringplaneten. An Saturn als Markierung kann man gut verfolgen, wie sich der Mond von Stunde zu Stunde durch den Tierkreis bewegt. Am 25. Mai beginnt auf der Nordhalbkugel des Saturns der Sommer. Er dauert acht Jahre - bis Mai 2025. Der Merkur bleibt in unseren Breiten im Mai unsichtbar.

Fast den gesamten Monat sind die Sternschnuppen der Mai-Aquariden zu beobachten. Sie werden auch Eta-Aquariden genannt, da ihr Ausstrahlungspunkt beim Stern Eta im Wassermann liegt. Die meisten Meteore dieses Stroms sind um den 5. Mai zu erwarten, wobei bis zu 60 Sternschnuppen pro Stunde aufflammen. Im Jahr 2013 wurden zum Maximum sogar über 100 Meteore registriert.

Da das Sternbild Wassermann in unseren Breiten nur geringe Höhen über dem Horizont erreicht, entgehen uns etliche Aquariden. Im Mittelmeerraum zählen sie hingegen zu den aktivsten Meteorströmen des Jahres. Die Aquariden sind schnelle Sternschnuppen. Sie dringen mit rund 60 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre ein und verglühen, wobei sie lange Leuchtspuren hinterlassen. Die Aquariden sind abgesprengte Stücke des Halleyschen Kometen, der alle 76 Jahre in Erdnähe kommt.

Am 10. Mai tritt im Sternbild Waage 23.43 Uhr die Vollmondphase ein. Zwei Tage später befindet sich der Mond mit 406 210 Kilometern in Erdferne. Neumond wird am 25. um 21.44 Uhr erreicht. Damit beginnt die 1168. sogenannte Lunation. Eine Lunation ist die Zeitspanne von einem Neumond bis zum nächstfolgenden, auch als synodischer Monat bekannt. Auf Vorschlag des britisch-amerikanischen Mondforschers Ernst William Brown werden die Lunationen durchgezählt. Die Lunation Nr. 1 begann am 17. Januar 1923.

Fünf Stunden nach Neumond kommt unser Nachbar im Weltall bis auf 357 207 Kilometer in Erdnähe. Der zeitliche Zusammenfall von Neumond und Erdnähe führt zu Springfluten mit hohem Tidenhub. Auch die Kontinente werden stärker als sonst angehoben und abgesenkt, was unter Umständen in den Tagen um den 26. Mai tektonische Beben auslösen kann.

Am abendlichen Fixsternhimmel sieht man den großen Himmelswagen steil über uns, während das Himmels-W, die Kassiopeia, tief am Nordhorizont zu sehen ist. Der Himmelslöwe hat die Mittagslinie passiert und steht hoch im Westen. Hoch im Südosten leuchtet der rötliche Arktur, Hauptstern des Sternbildes Rinderhirt, bekannt als Bootes. Arktur ist ein roter Riesenstern in 37 Lichtjahren Entfernung. Neben Bootes stößt man auf die Nördliche Krone. Ihr Sternenhalbkreis ist leicht zu finden.

Im Nordosten geht das Sommerdreieck auf. Wega in der Leier und Deneb im Schwan sind über die Horizontlinie gestiegen, Atair befindet sich noch unter dem Horizont. Im Südosten nimmt die Waage ihren Platz ein. Sie ist der einzige Gegenstand im Tierkreis. Alle anderen Tierkreisbilder stellen Lebewesen dar. Einst lag der Herbstpunkt im Sternbild Waage. Nun findet man ihn in der Jungfrau.

Die Sonne schraubt sich im Tierkreis immer höher. Am 14. Mai wechselt sie aus dem Sternbild Widder in das Sternbild Stier, in dem sie am 21. Juni den Gipfel ihrer Jahresbahn erreicht. Denn der Sommerpunkt liegt heutzutage im Sternbild Stier. Am 20. tritt die Sonne spätabends in das Tierkreiszeichen Zwillinge. Die Mittagshöhe der Sonne nimmt im Mai um knapp sieben Grad zu. dpa/nd

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