Gewinne aus der Datenwolke

US-Großkonzerne erwirtschaften mit der Bereitstellung von Serverkapazitäten Zuwächse

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

US-amerikanische Technologieriesen sind sich einig. In ihren vergangene Woche vorgelegten Quartalszahlen bezeichnen einige der wichtigsten Akteure der Branche die Datenwolke - also die Bereitstellung von Speicherplatz, Rechenleistung oder Software im Internet - als ihren vielversprechendsten Geschäftsbereich. Amazon konnte damit Gewinne generieren, Microsoft kann sich durch die Cloud vom PC-Geschäft lösen und die Google-Mutter Alphabet verzeichnet in dem Bereich Wachstum.

Amazon legte mit seinen Internetdienstleistungen um 43 Prozent auf 3,66 Milliarden Dollar (3,36 Milliarden Euro) zu. Die aufs Jahr hochgerechneten 14,6 Milliarden Dollar machen die Handelsplattform Amazon damit zum wichtigsten Akteur im Bereich der Datenwolke. Die Gewinne lagen bei 724 Millionen Dollar, ein Zuwachs von 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der Gesamtumsatz erreichte 35,7 Milliarden Dollar und stieg somit um 23 Prozent. Analysten hatten 35,3 Milliarden Dollar erwartet.

Amazon kontrolliert nach Angaben der Synergy Research Group inzwischen 40 Prozent des Marktes mit der Datenwolke. Alphabet, Microsoft und IBM teilen sich 23 Prozent. Doch einige Experten weisen darauf hin, dass das Wachstum von Amazon in den vergangenen drei Quartalen durchschnittlich 53 Prozent betragen hat. Ihrer Meinung nach ist der Wettbewerb der Konzerne der wahrscheinlichste Grund für die einsetzende Verlangsamung. »Wir haben unsere Prognosen für die Amazon Web Services kürzlich auf moderates Wachstum gesenkt, nachdem Microsoft und Google durch umfangreiche Investitionen zu ernsthaften Alternativen geworden sind«, heißt es von Brent Bracelin, Analyst von Pacific Crest Securities.

Doch Amazon-Geschäftsführer Jeff Bezos hat noch das eine oder andere Ass im Ärmel, um den Abwärtstrend zu stoppen. Bei seinem einzigen Kommentar zu den Zahlen legte er den Fokus auf Indien: »Wir befinden uns beim elektronischen Handel in Indien noch immer ganz am Anfang. Wir werden weiter in Infrastruktur und Technologie investieren, um Innovationen für unsere Kunden, kleine und mittlere Betriebe in Indien, zu schaffen.«

Die Angebote von Microsoft im Bereich der Datenwolke umfassen unter anderem Azure und Office 365. Das Unternehmen verzeichnete in diesem Bereich im Jahresvergleich ein Wachstum von elf Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar. Die Umsätze mit Azure haben sich nahezu verdoppelt. »Die Ergebnisse zeigen das Vertrauen der Kunden in die Microsoft-Cloud«, sagte Geschäftsführer Satya Nadella. Firmen und Organisationen würden damit ihre digitale Transformation vorantreiben. Der Quartalsgewinn stieg um beinahe 28 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar, der Gesamtumsatz um sechs Prozent auf 23,56 Milliarden Dollar.

Alphabet nannte keine expliziten Zahlen für die Datenwolke. Doch der Bereich sonstiger Geschäftsfelder, zu dem sie gehört, steigerte sich um 50 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar. Von den um 29 Prozent gestiegenen Gewinnen von 5,43 Milliarden Dollar zeigten sich Analysten beeindruckt. Der Gesamtumsatz erreichte 24,7 Milliarden Dollar (plus 22 Prozent).

Alle drei Firmen profitieren von günstigen und leicht zugänglichen Datenspeichern, durch welche die Kunden schnell und von verschiedenen Geräten auf ihre Daten zugreifen können. Regierungen und Unternehmen bauen eigene Serverkapazitäten zunehmend ab und setzen auf Drittanbieter.

Kunden sind an einem breiten Angebot an Dienstleistungen interessiert, welches kleinere Unternehmen nicht bieten können, meinen Analysten. »Dieser Bereich ist ein Oligopol«, so der Gründer von Gullane Capital Partners, Trip Miller. »Niemand von bedeutender Größe, abgesehen von einigen großen Akteuren, kommt da rein, weil er es sich nicht leisten kann, da rein zu kommen.«

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