Einfach mal zu Hause bleiben

Johanna Treblin über den Sinn des Versammlungsrechts

  • Lesedauer: 1 Min.

Die CDU fordert »Konsequenzen« aus der »Revolutionären 1. Mai-Demonstration«, weil sie nicht angemeldet war und dennoch ihre vorgesehene Route lief. Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsident Klaus Kandt waren wegen der Nichtanmeldung schon vor dem 1. Mai vollkommen gelassen und waren es auch hinterher noch. Das überrascht wenig, denn wozu dient die gesetzliche Pflicht, eine Demonstration anzumelden? In erster Linie dazu, dass die Polizei weiß, dass sie stattfindet. Dann kann sie eine Strategie entwickeln und die Zahl der Polizisten festlegen.

Die »Revolutionäre 1. Mai-Demonstration« läuft aber seit 1988 fast jedes Jahr, und schon lange um 18 Uhr. Eine Woche im Voraus wurde die Route im Internet öffentlich gemacht. Daraus ergeben sich genug Hinweise für die Polizei, um sich bei Bedarf vorzubereiten.

Sie hätte aber auch ganz anders reagieren können. Nach der Devise »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß« hätte sie der Demonstration einfach mal fernbleiben können. Geändert am Verlauf hätte das wenig, die Demo wäre vermutlich lediglich weniger »aggressiv« wahrgenommen worden, ist die Polizei für viele der gewaltbereiten Demonstrationsteilnehmer als Personifizierung des repressiven Staates doch Feind Nummer eins. Und dass in der Nacht zu Dienstag mehrere Fahrzeuge brannten, hat sie auch so nicht verhindert.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal