Höhenflüge zu Fuß im Ostharz

Sachsen-Anhalt: An der Rappbodetalsperre wird die angeblich längste Fußgänger-Hängeseilbrücke der Welt eröffnet

  • Uwe Kraus, Elbingerode
  • Lesedauer: 2 Min.

Ab Sonntag wartet die Stadt Oberharz am Brocken mit einer weiteren rekordverdächtigen Attraktion auf: Neben der mit 106 Metern höchsten Staumauer Deutschlands, dem einzigen »Wallrunning« des Landes, bei dem Wagemutige mit einem Seil gesichert die Staumauer der Wendefurther Talsperre hinunterlaufen, und der längsten Doppelseilrutsche Europas wird an der Rappbodetalsperre die längste Fußgänger-Hängeseilbrücke der Welt eingeweiht. Dabei wird zum Erstbegängnis in 100 Metern Höhe eingeladen. Bisher hält das russische Sotschi den Rekord mit 439 Metern Brückenlänge. Die genaue Länge der Harzer Brücke in Sachsen-Anhalt wollen die Betreiber aber erst am Eröffnungstag bekannt geben.

Einen besonderen Adrenalinkick verspricht zudem der sogenannte Giga Swing: Von einer Plattform aus können Gäste den größten Pendelsprung Europas wagen, bei dem es 75 Meter in die Tiefe geht. Dabei hängt der Springer nicht wie beim Bungee-Jumping an einem Seil, sondern an mehreren Seilen und schwingt wie ein Pendel hin und her.

Väter des Tourismusprojektes sind die Brüder Stefan (35) und Maik Berke (38) aus Elbingerode. Mit ihrer Firma »Harzdrenalin« entwickeln sie seit sechs Jahren den Abenteuertourismus rund um die Stadt Oberharz am Brocken. Damit wollen sie dazu beitragen, das verstaubte Image vom Harztourismus aufzupolieren. Sie bieten Segwaytouren zum Brocken und auf den Spuren Harzer Mythen an und betreiben seit fünf Jahren mit der »MegaZipline« die längste Doppelseilrutsche Europas. 120 Meter über dem Abgrund der Rappbodetalsperre und dem Wendefurther Sportbecken rasen dabei Adrenalin-Junkies an einem 1000 Meter langen Stahlseil mit Spitzengeschwindigkeiten von 85 Kilometern pro Stunde zu Tal.

Die Idee zur Rekordbrücke entstand 2014. In den vergangenen Monaten hat eine österreichische Spezialfirma aus dem Pitztal die Konstruktion dann errichtet. Sie besteht aus 1,20 Meter breiten Segmenten aus Edelstahlgittern, die Spezialisten in 100 Metern Höhe aneinander fügten. Zwölf in den Fels getriebene Stahlanker halten die Tragseile, Windseile sorgen dafür, dass die Brücke auch bei Windstößen die Balance behält.

Das ehrgeizige Tourismusprojekt, das mit EU-Mitteln gefördert wurde, stößt bei den Fremdenverkehrsämtern auf positive Resonanz. Denn die »Harzdrenalin«-Angebote ziehen nicht nur Tagestouristen in den Ostharz, sie verbinden auch Abenteuer, Information und Naturerlebnis.

Die »Brücken-Maut« liegt bei sechs Euro. Dafür können die mutigen Begeher beliebig lange über dem Abgrund verweilen, zeitgleich sind 250 Besucher möglich. Und wer doch nicht ganz höhentauglich ist, dem bleibt immer noch der Blick von der Krone der Staumauer. Unweit der Brücke entsteht ein eigenes Besucherzentrum, die Parkplätze werden erweitert, für die Jüngsten wird ein »Mini-›Harzdrenalin‹-Spielplatz« errichtet.

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