Dem »Teufelchen« entrissen

Marathonlesung zum Tag der Bücherverbrennung

  • Lesedauer: 2 Min.

Über diesen barbarischen Abend vom 10. Mai 1933 auf dem Kaiser-Franz-Joseph-Platz (heute Bebelplatz), den er leibhaftig miterlebte, schrieb Erich Kästner: »Dann tauchte Goebbels auf. Er stand auf einer von Mikrofonen belagerten Estrade und gestikulierte vor dem Feuerschein wie ein Teufelchen vor der Hölle. Er zeterte, salbaderte, rief Schriftsteller beim Namen und überantwortete ihre Bücher den Flammen und dem Vergessen.«

Unter den verbrannten Werken befand sich alles, was die NS-Propaganda zuvor in einem Rundschreiben vom 6. April 1933 an die deutsche Studentenschaft als »wider den undeutschen Geist« tituliert hatte. Zur gleichen Zeit, wie die Bücher auf dem Bebelplatz in Flammen aufgingen, gab es in 21 anderen deutschen Hochschulstädten Bücherverbrennungen.

Am 16. Mai 1933 wird die schwarze Liste der verbotenen Bücher durch das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel offiziell veröffentlicht. Bis 1941 stehen auf ihr fast 4500 Einträge zu Autoren und ihren Publikationen. Neben Kästners Schriften sind das auch zahlreiche Publikationen aus dem Verlag Malik, dem wohl größten linken Verlag, der in Deutschland je existierte.

In Erinnerung an die verbrannten Werke, die der Verlag herausbrachte, liest am kommenden Mittwoch ein illustres Ensemble an AutorInnen aus Johannes R. Becher, Maxim Gorki, Fritz Sternberg, Bertolt Brecht und Wladimir Majakowsky. Zu den VorleserInnen gehören u. a. Klaus Lederer, Alexander Osang, Marcus Staiger, Ellen Wesemüller, Martin Hatzius, Karlen Vesper und Tom Strohschneider. cod

10.5., 17.30 bis ca. 22 Uhr (die Lesungen dauern jeweils 15 Minuten), Franz-Mehring-Platz 1, Münzenbergsaal, Friedrichshain

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.