Steuerverschwendung durch Rendite
Nicolas Šustr hält die Grundstückspolitik des Bundes für fatal
Die Erwartungen waren hoch vor dem Abschluss des neuen Hauptstadtfinanzierungsvertrags. Berlin könnte als Paketlösung all jene Bundesimmobilien bekommen, die der Senat für die Umsetzung der stadtentwicklungspolitischen Ziele braucht, wurde gestreut. Das hat nur teilweise geklappt. Das für 36 Millionen Euro schon fast an einen Immobilieninvestoren verkaufte Dragonerareal im Herzen der Stadt gab es im Tausch für vier zentrale Kulturstandorte. Das leerstehende Haus der Statistik am Alexanderplatz soll Berlin zum vollen Wert kaufen. 2016 war von bis zu 46 Millionen Euro die Rede.
Eines ist auch bei diesem Geschäft deutlich geworden: Der Bundesfinanzminister rückt höchstens kosmetisch von der Maxime des Verkaufs der eigenen Liegenschaften zum Höchstpreis ab. Der Steuerzahler müsste ansonsten die billigen Bestandsmieten subventionieren, verteidigte der Chef der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben das Vorgehen einmal. Das ist mehr als absurd. Über Wohngeld und Zuschüsse für die Errichtung neuer Sozialwohnungen bezahlt der Steuerzahler auch noch die Renditen privater Investoren mit. Unterm Strich wäre es für den Gesamtstaat deutlich billiger, bereits bestehende Gebäude sozial zu nutzen, als für teures Geld neu zu bauen. Aber daran scheint der europäische Zuchtmeister Wolfgang Schäuble kein Interesse zu haben. Und bundesweit steigen die Mieten weiter.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.