Cottbus muss klarer handeln

Julien Duez über die Selbstauflösung einer Energie-Hooligangruppe

  • Julien Duez
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit markigen Worten gab die Cottbuser Hooligangruppe Inferno am Mittwoch ihre Auflösung bekannt. »Der Name Inferno Cottbus ist für alle Zeit untrennbar mit der Fanszene des FC Energie verknüpft. Jene Fanszene, die wir in Trümmern liegend nun hinterlassen.« Nur 24 Stunden nachdem »PNN« und »rbb« über »rechte Mafiastrukturen« auf der Energietribüne berichteten, zieht sich eine der härtesten Gruppierungen im rechtsextremen Teil der deutschen Fanszene zurück. Hitlergrüße, antisemitische und rassistische Parolen - all das ist erst mal vorbei. Die Gruppe wollte wohl einem Verbot zuvorkommen.

Übermäßige Freude ist dennoch nicht angebracht, es bleiben Fragen. Was wird aus der Nachwuchsgruppe »Unbequeme Jugend«? Wer sagt, dass »Inferno« nicht umgehend eine Ersatzstruktur gründet? Kann sich Energie sicher sein, dass der größte innere Feind abtritt? Oder muss er dessen baldige Rückkehr fürchten?

Der Verein hätte solchen Fans schon viel früher den Zugang zum Stadion verbieten müssen. Die Selbstauflösung der Problemgruppe ist scheinheilig und wird das Naziproblem beim Lausitzer Traditionsverein nicht lösen. Auch sportlich geht es dem Zweiten der Regionalliga Nordost nicht so besonders. Der Profifußballs erscheint ferner denn je. Oder wie es Kulttrainer Eduard Geyer umschrieb: Abgestiegen sei man schlicht »durch Dummheit«.

Dieser Tage muss Cottbus schlauer sein, soll dereinst das Ziel Wiederaufstieg geschafft werden. »In Cottbus verwurzelt, mit Energie verbunden«, lautete der Inferno-Schlusssatz. In Zukunft ist es Pflicht für den Verein, sich klarer von solchen Fans zu distanzieren. Erst dann wird auch das »Stadion der Freundschaft« seinem Namen wieder gerecht.

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