Das bayerische Murmeltier

Simon Poelchau über Söders Forderung zur Abschaffung des Soli

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

In Bayern gibt es eine ganz besondere Tierart. Es ist der Wolpertinger. Für alle jenseits des Weißwurstäquators: Es ist je nach Sichtung eine Mischung aus Hase, Eule, Hirsch und Katze und äußerst scheu.

Natürlich gehört dieses Wesen genauso der Fabelwelt an wie Markus Söders (CSU) Vorstellungen von der Zeit nach der Abschaffung des Soli. Erst im Rahmen der aktuellen Steuerschätzung, der zufolge der Staat bis 2020 mit Mehreinnahmen von 55 Milliarden Euro rechnen kann, erneuerte Bayerns Finanzminister seine Forderung. So häufig wie er das tut, müsste man glauben, dass sich der Freistaat sofort in ein riesiges Shangri-La verwandeln würde, müssten seine Bürger den Soli nicht mehr zahlen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat er offenbar damit schon betäuben können. Doch ignorieren beide, dass auch 25 Jahre nach der Wende noch eine ökonomische Kluft zwischen West und Ost besteht. Zudem reicht ein kurzer Blick in Regionen wie das Ruhrgebiet, dass einem sofort neue Verwendungsmöglichkeiten für den Soli ins Auge springen.

Söders Forderung wird also nicht besser, je öfter er sie wiederholt. Das einzige was bleibt, ist der Gedanke an jenen Kinoklassiker, in dem Bill Murray in einer Zeitschleife gefangen ist: Und täglich grüßt der Wolpertinger.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.