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Arbeit am Menschen aufwerten
Ulrike Henning über unendliche Kämpfe für die Stärkung der Pflege
Zumindest die Löhne sind in der Pflege in den letzten Jahren langsam, aber stetig gestiegen. Erst vor einigen Tagen teilte das Statistische Bundesamt mit, dass Vollzeitbeschäftigte in den einschlägigen Berufen im Frühjahr 2024 im Mittel 4048 Euro brutto ohne Sonderzahlungen erhielten. Ist das schon genug? Es kommt auch hier darauf an: Welcher Tarifvertrag gilt, wie viel Wochenstunden können etwa von Menschen mit Kindern geleistet werden? Viel stärker dürfte zählen, wie zuverlässig die Schichten besetzt sind, wie oft Beschäftigte aus dem Frei geholt werden und wie Pflegekräfte etwa in die Arbeits- und Schichtorganisation eingebunden sind. Wie sie etwa bei Qualifizierungswünschen unterstützt werden und so weiter.
Mitunter wird gesagt, niemand sollte einen Pflegeberuf ergreifen, dem oder der es in erster Linie um ein hohes Einkommen geht. Für schwere Arbeit in zwei und mehr Schichten, durchgehend an 365 Tagen im Jahr und auch noch ohne Schließtage, wie etwa in der Gastronomie möglich, ist aber ein angemessenes Einkommen das Mindeste. Heute werben Kliniken schon mit mehr Urlaubstagen als einer Möglichkeit, den Schichtstress auszugleichen. Auch das ist eine Variante, Mitarbeitende zu halten und zu binden.
Unter dem Strich geht es nicht einfach darum, Pflege-Profis das Leben zu erleichtern. Sie versorgen andere am Anfang und am Ende des Lebens, auch in schwierigen oder bedrohlichen Situationen dazwischen. Sie arbeiten sehr nahe am Menschen, und noch immer sind Frauen in der Pflege und ähnlichen Berufen in der Mehrheit. Vermutlich ist genau deshalb eine umfassende Aufwertung dieser Professionen so mühselig und kann politisch immer wieder nach hinten gestellt werden.
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