Lust auf die Zukunft im Elysée

Amtsübergabe von François Hollande zu Emmanuel Macron als neuem Präsidenten der Republik Frankreich

  • Ralf Klingsieck
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit einem Handschlag begann am Sonntag in Paris die Übernahme der Amtsgeschäfte des neuen Präsidenten von seinem Vorgänger.

Von Ralf Klingsieck, Paris

Auf dem Terminplan des neuen französischen Präsidenten steht an diesem Montag die Ernennung seines Premierministers und die erste Auslandsreise. Sie führt Emmanuel Macron nach Berlin zur deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Nur rund 24 Stunden zuvor hatte Emmanuel Macron das ganze Programm des Wachwechsels in Paris absolviert. Dazu waren in den L'Elysée waren rund 500 Persönlichkeiten geladen. Von den Präsidenten der beiden Kammern des Parlaments und den Chefs der wichtigsten Institutionen der Republik bis zu den höchsten Würdenträgern der Religionsgemeinschaften und persönlichen Gästen wie den Eltern und Geschwistern des Präsidenten, Kindern und Enkeln seiner Frau Brigitte aus erster Ehe sowie zwei Dutzend einfache Mitglieder seiner Bewegung En marche sowie Nobelpreisträger und Helden der Résistance.

Um 10 Uhr war der neue Präsident vorgefahren. Im Hof des Palastes schritt er eine Ehrenformation und ein Musikcorps der Garde Républicaine ab. Auf der Treppe des Elysée wurde begrüßte ihn sein Vorgänger François Hollande mit Handschlag. Dann zogen sich beide zu einem Gespräch unter vier Augen zurück. Dabei übergibt traditionsgemäß der scheidende Präsident seinem Nachfolger die brisantesten Dossiers der Außen- und Verteidigungspolitik sowie den Identifikationscode für die Auslösung eines Atomschlags der Force de frappe.

Im Anschluss begleitete Macron seinen scheidenden Vorgänger Hollande im Hof des Elysée zu dessen Auto und verabschiedete ihn dort vor den Kameras der Medien. Bei der Abfahrt des Autos klatschten im Hof Hunderte Mitarbeiter des Elysée und auf der Straße vor dem Palais Pariser Bürger, die dort seit Stunden ein Spalier gebildet hatten.

Im Festsaal begann die offizielle Zeremonie der Amtseinführung. Der Präsident des Verfassungsrats Laurent Fabius verkündete das offizielle Endergebnis der Präsidentschaftswahl und erklärte den 39-jährigen Emmanuel Macron zum achten Präsidenten der Fünften Republik.

Dann übergab der Kanzler des Ordens der Ehrenlegion dem Präsidenten, der Kraft seines Amtes Großmeister dieses 1802 von Napoleon geschaffenen Verdienstordens ist, die Goldkette als Zeichen dieses Ehrenamtes. In einer kurzen Ansprache versicherte Macron, dass er den Franzosen das ihnen nur zu oft fehlende Selbstvertrauen wiedergeben und »Lust auf die Zukunft« verschaffen wolle. Dazu müssten vor allem die »Spaltungen« in der französischen Gesellschaft überwunden werden. Macron sprach sich für eine »Neuausrichtung« der Europäischen Union aus, die »wirksamer« und »demokratischer« werden müsse.

Im Garten des Elysée schritt der Präsident unter den Klängen der Marseillaise als nunmehriger Oberkommandierender der Streitkräfte des Landes die dort angetretenen Formationen der drei Waffengattungen ab. Zur selben Zeit wurden knapp einen Kilometer entfernt auf der Esplanade des Invalides 21 Kanonenschüsse als Ehrensalut für den neuen Staatspräsidenten abgefeuert.

Den Abschluss der Amtseinführung bildete traditionsgemäß eine Kranzniederlegung am Grab des Unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen. Dazu war der Präsident in einem Militärfahrzeug, begleitet durch eine berittene Ehrenformation der Garde Républicaine und unter dem Beifall der Pariser, die Champs-Elysées hinaufgefahren.

Wie bei jeder Amtseinführung üblich, war Emmanuel Macron am Abend im Rathaus von Paris Gast der Bürgermeisterin Anne Hidalgo und des Stadtrats.

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