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Die »verursachergerechte Bepreisung«

Zahlen fürs Geldabheben

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Es ist zwar noch nicht klar, für welche Bankprodukte im Einzelnen Sparer bald (noch) mehr bezahlen müssen. Aber der CSU-Politiker und frühere bayerische Finanzminister machte deutlich, dass der Ansatz auf eine »verursachergerechten Bepreisung von Leistungen« ziele. Sprich: Verbraucher, die ihrer Sparkasse mehr Arbeit machen, müssen auch mehr bezahlen.

Die nächste Preisrunde

Damit haben die Sparkassen, mit einem Marktanteil von rund fünfzig Prozent die mit Abstand größte Institutsgruppe, die nächste Preisrunde bei Bankprodukten eingeläutet. Schon in den vergangenen zwei Jahren wurden reihenweise Gebühren für Girokonten erhöht. Dazu gehörten die meisten Sparkassen, aber auch viele genossenschaftliche Volks- und Raiffeisenbanken und einige private Institute.

Besonders Kunden, so die Verbraucherzentralen, die ihre Bankgeschäfte nicht vollständig per online im Internet erledigen, sondern auch Filialen aufsuchen, bezahlen heute sehr viel mehr.

Das Vorbild für die »verursachergerechte Bepreisung« ist die Deutsche Bahn AG. Die Idee: Wer früh morgens Geld vom Girokonto abhebt, soll billiger davonkommen - wer in der nachmittäglichen Rushhour Bargeld will, zahlt drauf.

Über 40 von 400 kassieren

Erste Sparkassen erheben bereits Gebühren fürs Geldabheben. Über 40 von rund 400 deutschen Sparkassen haben die kostenlose, bundesweite Bargeldversorgung ihrer Kunden ganz oder teilweise eingestellt, meldet das Internetfinanzportal Biallo.de. Einige Institute ziehen bereits beim ersten Mal Gebühren ein, andere, wenn der Kunde sich mehrfach in einem Monat am Geldautomaten bedient.

Dem Vorwurf widerspricht die Sparkassenorganisation nur scheinbar. »Das Abheben an einem der rund 25 000 Geldautomaten der Sparkassen ist natürlich nach wie vor kostenlos«, heißt es. Doch praktisch gilt: Wer ein entsprechendes Kontomodell wähle, so Biallo.de, zahle wie bei anderen Instituten auch Gebühren für Abbuchungen.

In aller Stille

Sparkassen hängen ihre Gebührenerhöhungen nicht an die große Glocke. Für »exemplarisch« hält Inhaber Horst Biallo daher die Sparkasse Wittgenstein, Stadtsparkasse Grebenstein und Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld. Bei den ersten zwei Sparkassen fanden sich Ende März die Angaben versteckt auf der Website. Im dritten Beispiel enthielt sie kleingedruckt der Preisaushang.

Auch Volks- und Raffeisenbanken kassieren bei eigenen Kunden ab. Die Genobanken argumentieren dabei wie die Sparkassen, dass nur bei bestimmten Kontenmodellen die Gebühren fürs Geldabheben anfielen.

Tipp: Die Kunden können wählen, ob sie eine höhere pauschale Kontoführungsgebühr zahlen oder für einzelne Dienstleistungen wie Überweisungen oder mehrfaches Geldabheben extra.

Noch in der Testphase

Wenn Kunden Automaten fremder Banken nutzen, fallen schon seit Langem Gebühren an. Neu ist, dass sie nun auch zur Kasse gebeten werden, wenn sie am Automaten derselben Bankengruppe Geld abheben. Doch insgesamt befindet sich die »verursachergerechte Bepreisung« noch in der Testphase.

Jetzt rudern einige Sparkassen und Genossenschaftsbanken auch wieder zurück. Teils gab es politischen Druck auf die öffentlichen Institute, die eigentlich einem sozialen Auftrag verpflichtet sind, teils scheuen sie die öffentlichen Diskussionen. Die Sparkasse Leer-Wittmund spricht von einem Versehen, durch welches man auf die Biallo.de-Liste gekommen sei. Die Unternehmensberatung Barkow Consulting kommt noch zu einem anderen Schluss: Die Erträge seien zu gering.

Die Commerzbank nutzt den Gebührenstreit als Werbeargument. Gebühren für das Geldabheben schließt sie aus. »Das ist einfach nur absurd«, wird Privatkundenvorstand Michael Mandel zitiert. »Mit Gebühren macht ein Konto gar keinen Sinn mehr, das könnte ich niemanden erklären.« Die Großbank will bis 2020 zwei Millionen neue Kunde gewinnen. Dabei setzt sie auch auf ihre 1000 Filialen - doppelt so viele wie die Deutsche Bank.

Ein Preisvergleich lohnt

Jedenfalls, wenn Ihnen die etwa 60 Euro zu viel sind, die im Schnitt ein vollwertiges Girokonto kostet. Auch viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken wie die Sparda-Gruppe bieten preiswerte oder unter bestimmten Bedingungen kostenlose Konten an. Richtig Geld sparen kann man auch bei Direktbanken wie Consorsbank oder ING Diba. Allerdings muss man dann auf ein Filialnetz und einen Ansprechpartner vor Ort verzichten, falls doch einmal etwas schief gehen sollte.

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