Bayern gönnt sich einen Dritten

Im Streit um einen weiteren bayerischen Nationalpark könnte der Frankenwald der lachende Gewinner sein

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Frankenwald wird auf Wunsch aus der Region in die Suche nach einem dritten Nationalpark in Bayern einbezogen. »Ich freue mich über dieses positive Signal aus der Region«, sagte Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) am Donnerstag in München. Ein Nationalpark wäre eine große Chance für die Region. Scharf kündigte an, »möglichst bald« den Frankenwald besuchen zu wollen. Der Frankenwald ist ein rund 925 Quadratkilometer großes Mittelgebirge im Nordosten Frankens.

Er selbst könne sich auch einen länderübergreifenden Nationalpark vorstellen - Teile des Frankenwaldes sind auf thüringischem Gebiet, betonte Seehofer. Dazu habe er auch schon mit dem thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (LINKE) telefoniert, dieser habe sich offen gezeigt. Unabhängig davon wolle er noch mit Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) über die Möglichkeiten eines grenzüberschreitenden Nationalparks im Spessart sprechen.

Für einen Nationalpark sind entsprechend der gesetzlichen Vorgaben mindestens 10 000 Hektar Fläche erforderlich. Die Einbeziehung des Frankenwalds in die Nationalpark-Suche habe keine Auswirkungen auf den laufenden Dialog mit den anderen Regionen - bislang waren nur der Spessart in Unterfranken, die Rhön und die Donau-Auen als mögliche Standorte in der Diskussion.

»Die Region im Frankenwald hat im Kern vier ausgeprägte Kompetenzen: eine wertvolle Natur, eine äußerst innovative Industrie, starke mittelständische Unternehmen sowie engagierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer«, sagte der aus der Region kommende Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner (CSU). Eine mögliche Nationalparkkulisse Frankenwald wäre Teil des Naturraums »Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge«.

Das Gebiet Frankenwald ist nach Angaben des Ministeriums naturschutzfachlich charakterisiert durch störungsarme und wenig zerschnittene große Waldgebiete. Naturschutzgebiete, Naturwaldreservate und Teile eines FFH-Gebiets kommen im Gebiet vor. Der Frankenwald zeichne sich durch ein bundesweit herausragendes Schwarzstorch-Vorkommen aus.

Bis Ende Juli soll die Suche entschieden sein. Dies haben am Freitag Ministerpräsident Horst Seehofer, Umweltministerin Ulrike Scharf und Justizminister Winfried Bausback (alle CSU) Anfang April bei einem Gespräch mit Nationalparkgegnern aus dem Spessart in der Staatskanzlei vereinbart. Das Kabinett hatte im vergangenen Sommer auf seiner Klausur am Tegernsee beschlossen, einen dritten Nationalpark einzurichten - aber den Ort noch offengelassen.

Scharf führt derzeit zahlreiche Gespräche mit den Menschen in den Regionen. Denn in allen potenziellen Regionen im Freistaat ist inzwischen eine Diskussion zwischen Kritikern und Befürwortern entbrannt. Dagegen hatte das Kabinett den Steigerwald vorab vom gesamten Auswahlverfahren ausgenommen.

In Bayern gibt es derzeit zwei der ausgedehnten Schutzgebiete: der Nationalpark Bayerischer Wald war 1970 der erste seiner Art in Deutschland. 1978 folgte Deutschlands einziger Alpen-Nationalpark in Berchtesgaden. dpa/nd

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