550 Kilometer für ein Autogramm von Täve Schur

Der Stand des nd-Laufteams in Schmiedefeld ist ein Ort der Begegnungen

  • Heidi Diehl, Schmiedefeld
  • Lesedauer: 3 Min.

Früh aufstehen mussten alle - egal welche Strecke sie unter die Füße nahmen. Einer aber musste extrem früh aus den Federn, obwohl er gar kein aktiver Starter war: Jan Anders aus Rostock. Er hatte sich am Freitag auf den 550 Kilometer langen Weg nach Schmiedefeld gemacht, einzig und allein, um Täve Schur zu treffen, damit der ihm den Rahmen seines »Diamant«-Rades signiert.

Um Täve auch wirklich nicht zu verpassen, saß er im Ziel in Schmiedefeld schon Stunden, bevor der erste Läufer dort eintrat, am nd-Stand. Der 42-Jährige bedauerte sehr, nicht selbst mitlaufen zu können, weil er gehbehindert ist. Das Fahrrad aus den 50er Jahren, als Täve bei der Friedensfahrt zum DDR-Sportidol wurde, hängt bei ihm zu Hause der Wand. Der junge Mann, der sportlich mit dem Handbike unterwegs ist, musste keine Sekunde darüber nachdenken, ob er den langen Weg von Rostock in den Thüringer Wald auf sich nimmt oder nicht. Dass er, weil nirgendwo mehr ein freies Zimmer zu finden war, im Auto schlafen musste, hielt Jan Anders nicht ab. Er verehrt Täve: »Er hat mir mit seiner Art immer wieder Mut gemacht und ist mir Vorbild, nie aufzugeben.« Angefangen hatte alles damit, dass ihn sein Vater von dem Rennidol erzählte, später las er ein Buch über ihn und erlebte Täve in Schwerin in einer Lesung. »Seitdem wollte ich seine Unterschrift auf meinem Rad. Als ich hörte, dass er in diesem Jahr Ehrenkapitän des nd-Laufteams ist, gab es für mich kein Halten mehr.«

Schur war von so viel Enthusiasmus schwer beeindruckt, und natürlich signierte er das Rad und nahm sich Zeit für ein Gespräch mit Jan Anders. Viel Zeit zum Luftholen hatte der 86-Jährige den ganzen Tag nicht, denn jeder wollte mit ihm ein paar Worte wechseln, ein Autogramm haben oder ein Erinnerungsfoto machen.

Heinz-Peter Schwertges, der seit vielen Jahren zum nd-Laufteam gehört, nimmt jedes Jahr einen langen Weg von seiner baden-württembergischen Heimatgemeinde zum Rennsteig auf sich. Diesmal legte er am Tag vor dem Lauf einen Zwischenstopp in Eisenach ein, um sich dort mit der Oberbürgermeisterin Katja Wolf (LINKE) zu einem Erfahrungsaustausch zu treffen. Schwertges, der für die LINKE Kandidat für das Oberbürgermeisteramt in der 29 000-Einwohnerstadt Bretten in Baden-Württemberg ist, tauschte sich mit ihr über Erfahrungen linker Kommunalpolitik in Ost- und Westdeutschland aus. Tags drauf lief er einen erfolgreichen Marathon. Für den politischen Marathon bis zur OB-Wahl im November drückt ihm das gesamte nd-Laufteam die Daumen.

Daumen drücken und beste Wünsche galten auch Robby Clemens, der zurzeit auf dem Weg vom Nordpol zum Südpol Grönland durchquert. Die Läufer schickten ihrem ehemaligen Ehrenkapitän eine Videobotschaft ins ewige Eis und wünschten ihm Erfolg und Gesundheit für seine Mission.

Vier Läuferinnen und Läufer im nd-Team, das wir am Freitag veröffentlichten, sind noch nachzutragen: Helma und Wolf-Dieter Lehmann aus Berlin; Jürgen Bochmann aus Berlin und Ludwig Amarell aus Nahetal-Waldau.

Fotos des nd-Rennsteiglauf-Teams sind ab Dienstag auf der Website von »neues deutschland« zu sehen.

Guthsmuts-Rennsteiglauf: Michael Müller und Täve Schur mit ihren Ansprachen



Autogrammstunde

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