Inflation auf Sparflamme

Simon Poelchau meint, dass auch Berlin eine mögliche Abkehr von niedrigen Leitzinsen mit Vorsicht beobachten sollte

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Hiesigen Kritikern der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) schwimmt vor der mit Spannung erwarteten Ratssitzung kommende Woche ein Argument davon: Die Inflationsrate sank nach 2,0 Prozent im April auf 1,5 Prozent im Mai, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Damit rückt die Inflationsrate wieder vom EZB-Ziel von knapp unter zwei Prozent ab und gleicht eher einer Sparflamme als einem Flächenbrand, der die Preisentwicklung anheizt.

Ohnehin wird EZB-Chef Mario Draghi nur sehr vorsichtig Signale in Richtung einer möglichen Abkehr von der Niedrigzinspolitik senden. Nicht nur, dass er bei seinen Entscheidungen die ganze Eurozone im Blick haben muss und nicht nur auf ein Land achten darf. Vor allem bergen die Wiederanhebung des Leitzinses oder das Ende der Anleihenkäufe auch erhebliche Risiken. Ein solches Risiko könnte auch Berlin auf die Füße fallen: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble steht vor allem so gut da, weil er so gut wie keine Zinsen auf die Schulden des Bundes zahlen muss.

Insofern ist auch der Spielraum für Steuersenkungsversprechen schnell dahin, wenn die Zinsen wieder steigen. Dies sollten konservative Politiker im Kopf behalten, wenn sie mal wieder über die EZB herziehen.

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