Auf Suche nach Gipfeln im Tiefland

Mecklenburg-Vorpommern: »Bergführer« beschreibt 66 Höhepunkte im Nordosten

  • Birgit Sander, Friedland
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Berg mit Gipfelkreuz und Gipfelbuch in Mecklenburg-Vorpommern? Den gibt es. Es ist der Helpter Berg im Osten der Mecklenburgischen Seenplatte, 179 Meter über NN, die höchste Erhebung im Bundesland. »Fernsicht erlaubt der Helpter Berg nicht«, wie Autor Waldemar Siering in seinem Buch »Bergführer Mecklenburg-Vorpommern« schreibt, der im Mai im Steffen Verlag Friedland/Berlin erschienen ist.

Einen Gipfelführer für das norddeutsche Tiefland hat bisher vielleicht niemand vermisst. Nun, wo das Handbuch vorliegt, ist es schön, es in den Wanderrucksack stecken zu können. Ein Manko: Die Berge sind alphabetisch geordnet. Das macht das Buch etwas unübersichtlich, da die wenigsten Namen bekannt sind.

Der Neubrandenburger Siering hat 66 »Gipfel« des Landes erkundet, beschrieben und zum großen Teil auch selbst fotografiert. Die Berge an sich beeindrucken auf den Fotos weniger, am ehesten geben die Bilder mit weiten Ausblicken in die Landschaft eine Vorstellung davon, dass der Norden nicht wirklich platt ist. Dazu hat der 69-Jährige Sagen und Anekdoten aufgeschrieben, die sich um die Bergspitzen ranken, und ist seinem Hobby, der Herkunft von Namen, nachgegangen. »Für alte Flurnamen habe ich mich schon mit 13 oder 14 Jahren interessiert«, erzählt er. So soll der 115 Meter hohe Flötenberg bei Grünow (Mecklenburgische Seenplatte) Verbannungsort für einen Flötenspieler sein, der gegen die Sitte in der Karwoche zum Tanz aufspielte. Im Fuchsberg bei Glasin (Nordwestmecklenburg, 104 Meter) soll ein Schatz von einem dreibeinigen Fuchs behütet werden. Der Machandelberg bei Lützow im selben Kreis trägt zwar den niederdeutschen Namen für Wacholder, ist aber bis auf einen Holunder baumlos. Ganze 16,5 Meter reichen dem Himmelfahrtsberg bei Upost (Mecklenburgische Seenplatte) direkt an der Peene, Berg zu heißen. Überraschend schwer zu finden ist der mit 161 Metern höchste Berg Rügens, der Piekberg, im Nationalpark Jasmund. Sein Name leitet sich vom niederdeutschen Pick für Pech oder Teer ab. Auch er trägt ein Gipfelkreuz. Rügen gehört neben der Mecklenburgischen Schweiz und der Seenplatte zu Sierings Lieblingsrevieren. Sein Favorit unter den Bergen ist der Tabacksberg bei Lalendorf (Landkreis Rostock). »Der hat mich jahrelang auf dem Schulweg begleitet«, sagte er. Dort werde eines Tages, so erfuhr er damals von einem Gutsarbeiter, die letzte große Schlacht zwischen Gut und Böse ausgetragen.

Siering, der in Güstrow geboren wurde, hat Rinderzüchter gelernt und studierte Tiermedizin. Als Soldat war er auf Rügen stationiert. Während seiner Arbeit auf den Dörfern und in der Tierklinik Neubrandenburg habe er oft wundersame Geschichten von den Bauern gehört und notiert. Davon profitiere er heute noch, berichtet er. dpa/nd

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