Arabischer Basar
Roland Etzel zur Reise des irakischen Ministerpräsidenten nach Riad
Die Katar-Krise wirbelt die arabische Staatenwelt durcheinander. Hatte Saudi-Arabien in den zurückliegenden Jahren die gesamte Liga bis auf Irak und Libanon auf eine einheitliche Linie wie selten, nämlich einen Anti-Syrien-Kurs, trimmen können - beim Erdrosselungsversuch gegen das unbotmäßige Emirat Katar scheint König Salman die Gefolgschaft auseinanderzulaufen. Es sind weiterhin nur wenige echte Mitglieder der Arabischen Liga, derzeit vier von 22, die Riads extremen Kollisionskurs ohne Wenn und Aber mitmachen wollen.
Das bleibt wohl so, wenn sich nichts ändert, zum Beispiel die Höhe des königlichen Begrüßungsgeldes bei Eintritt in die saudische Front. Die erzkonservative wahhabitische Königsclique fürchtet bei Niederlage in dieser Kraftprobe um die eigene Macht. Da wird man schon mal ideologisch schwach und sucht Schulterklopfen bei den schiitischen Nachbarn in Bagdad, die man ansonsten als Ungläubige brandmarkt.
Für den Versuch, Irak aus dem Bündnis mit Iran, von Saudi-Arabien zum Hauptfeind erklärt, herauszukaufen, wird der König dem irakischen Ministerpräsidenten aber so manche Milliarde bieten müssen. Immerhin war der Iraker gestern zum Besuch bei Hofe erschienen und hat auf großen Finanzbedarf für den Wiederaufbau verwiesen. Der Basar ist eröffnet.
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