Polizei rückt mit schwerem Gerät gegen G20-Protest an
Hamburger Sicherheitsbehörden setzen erstmals auf mobile Metallwände aus Frankreich
Mit mobilen Metallwänden können Straßen in kürzester Zeit abgesperrt werden. In Frankreich wurde solch schweres Gerät letztes Jahr bei den Protesten gegen die Arbeitsmarktreform eingesetzt. Sechs der mobilen Wände will die Hamburger Polizei nun beim G20-Gipfel einsetzen. Die Beamten in der Hansestadt haben sich die Hilfsmittel von der französischen Behörden ausgeliehen, wie die Behörde auf «nd»-Anfrage mitteilte. Aus «einsatztaktischen Gründen» will die Hamburger keine weiteren Angaben dazu machen, welche Modelle zu welchen Kosten, wo ausgeliehen wurden.
Firmen, die Material und Ausrüstung zur Aufstandsbekämpfung und «crowd control» produzieren, bieten verschiedene Modelle ausklappbarer mobiler Wände an. Sie werden im Polizeijargon auch «Traps» genannt. Wie die Zukunft der technologischen Kontrolle von Protesten mittels mobiler Wände aussehen könnte, zeigt die Firma «Bozena» aus der Slowakei. Sie produziert eigentlich Minenräumfahrzeuge für das Militär – und eben die mobilen Wände zur «Aufstandsbekämpfung in urbanen Gebieten». Das neueste Modell «Bozena Anti-Riot» wurde in «Zusammenarbeit mit Spezialisten europäischer Polizeibehörden und Mitlitärs der NATO entwickelt», wie die Firma stolz mitteilt.
Es besteht aus einem Bagger-ähnlichen Fahrzeug, das von einem Fahrer oder ferngesteuert als Roboter betrieben werden kann und einem davor montierten ausfahrbaren Schild. Ausgeklappt ist dieser 7,5 Meter breit und 3,5 Meter hoch. Hinter ihm können Spezialeinheiten eine Straße verteidigen oder geschützt mit der fahrbaren Wand vorrücken. Sie ist mit einer Aussichtsplattform, Lautsprechern und Videokameras ausgestattet. Optional können auch mit einem angehängten Wagen ein 3000 Liter-Wasserwerfer und eine Akkustikkanone integriert werden.
Bisher hat die Firma «weniger als 20» der Vorgängermodelle des «Bozena Anti Riot» an Sicherheitsbehörden in Europa, Asien und Afrika« verkaufen können, dieses Jahr aber deutlich mehr. Das neue Modell hat Bozena noch nicht absetzen können, aber man habe Anfragen aus Europa, Nordamerika, Südamerika und den arabischen Golfstaaten, teilte die Firma auf »nd«-Anfrage mit. Aufgrund von Verschwiegenheitsklauseln bei den Lieferverträgen will Bozena keine genaueren Angaben machen.
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