Die Binningers
Personalie
Ulrike Binninger (49) ist seit 2001 Bürgermeisterin im baden-württembergischen Nufringen. Clemens Binninger (55), ihr Mann, vertritt seit 2002 den Wahlkreis Böblingen als direkt gewählter CDU-Abgeordneter im Bundestag. Beide haben ihren Job nicht auf acht Stunden und fünf Arbeitstage pro Woche limitiert. Vor einigen Monaten standen sie vor der Frage, ob sie sich einer Wiederwahl stellen. Beide räumten sich Bedenkzeit ein, um dann am Tage der Entscheidung - zum Leidwesen vieler Kollegen - zu verkünden: Genug ist genug, wir wollen unserem Leben noch andere Facetten hinzufügen.
Wenn an diesem Donnerstag das Bundestagsplenum über den Bericht des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses berät, will dessen Chef persönliche Worte des Abschieds hinzufügen. Abgeordnete aller Fraktionen werden ihm respektvoll danken. Vor allem für seine faire und überparteiliche Art, mit der er das schwierige Amt ausgefüllt hat. Binninger trug wesentlich dazu bei, dass das Parlament die Aufklärung des rechtsextremistischen Terrornetzwerkes vorantreiben und zahlreiche Bemühungen der Vertuschung verhindern konnte. Sicher, das Ergebnis kann gerade ihn, den gelernten Polizisten, nicht befriedigen.
Begonnen hat Binninger seine Laufbahn 1979 in Freiburg als Streifenbeamter. Später nutzte er Qualifikationsmöglichkeiten und landete in Chefpositionen.
2002 zog er statt der früheren Bundesschatzmeisterin Brigitte Baumeister, die in die CDU-Parteispendenaffäre verwickelt war, in den Bundestag ein. Seit 2009 ist der im Schwarzwald Geborene Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums für die Nachrichtendienste. In der Funktion hat er verlässlich einiges mitgetragen, was Opposition und Bürgerrechtlern quer vor dem Magen liegt. Da das Gremium erst Anfang 2018 neu besetzt wird, bleibt Binninger noch eine kurze Zeit über die Legislaturperiode hinaus in diesem Amt. Und dann? Dann werden die Binningers vielleicht mal wieder zum Kreisfeuerwehrtag in Bondorf gehen, wo sie sich einst kennengelernt haben.
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