Sanfter Übergang, schneller Ablauf

Seit Montag sind alle Standorte des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten in Charlottenburg vereint

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 3 Min.

Noch rund 100 Mitarbeiter fehlen dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF). Zwar arbeiten 550 Menschen in der Behörde, dazu kommen Mitarbeiter einer Zeitarbeitsfirma und das Sicherheitspersonal. Doch von den 550 Angestellten sind rund 100 abgeordnet, also von anderen Behörden entliehen. »Wir stecken mitten im Bewerbungsprozess«, sagt Andreas Manthey-Aznavuryan, Leiter der Leistungsabteilung des Amtes. »Das dauert.«

Unter den abgeordneten Beschäftigten sind auch Polizisten. Etwa 20 von ihnen, das berichtete Sozialsenatorin Elke Breitenbach (LINKE) am Wochenende auf dem Landesparteitag der LINKEN, würden gerne bleiben, das LAF würde sie gerne behalten. Doch da auch die Polizei unter Personalmangel leidet, lässt ihr Dienstherr sie nicht ohne Weiteres gehen. Die Polizei äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht zu dem Thema.

Manthey-Aznavuryan steht am Montag am Goslarer Ufer in Charlottenburg und kümmert sich persönlich um die Geflüchteten. Er fragt sie nach ihren Anliegen, schaut auf ihre Einladungen. Nur wenige Menschen sind zu sehen. Die Sicherheitsmitarbeiter öffnen zügig die Tore, schließlich ist die Warteschlange für Terminkunden im Gebäude leer. Statt durch Drängelgitter wie am ICC werden die Menschen hier von roten Spannbändern wie am Flughafen geleitet.

Seit Montag ist die Darwinstraße 14-18 - so die offizielle Adresse - nach der Erstregistrierung der einzige Anlaufpunkt für Geflüchtete in Berlin. Die ersten Mitarbeiter zogen Anfang Mai an den neuen Standort. Mittlerweile sitzt keiner mehr, der für das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten arbeitet, an der Turmstraße. Am Freitag wurde schließlich auch der Standort an der Messehalle ICC geschlossen. »Es war ein sanfter Übergang. Das hat gut funktioniert«, sagt Sprecherin Monika Hebbinghaus.

Statt mit Bussen aus dem ICC kommen die Geflüchteten nun selbstständig ans Goslarer Ufer. Hier ist es ruhig, es gibt viel Platz, und hier kommt nur vorbei, wer auch ins LAF will. Sollten sich noch einmal Szenen wiederholen wie 2015 an der Turmstraße in Moabit, als im Sommer täglich mehr als tausend Menschen in glühender Hitze und ohne Schatten und Wasser vor dem Amt warteten, würde es kaum jemand mitbekommen.

Doch längst hat sich die Situation entspannt, seit Monaten kommen nur noch rund 700 Geflüchtete pro Monat nach Berlin. Und auch wenn es mehr werden sollten, Berlin wäre besser gerüstet: Zur Erstregistrierung müssen die Geflüchteten zum ehemaligen Flughafen Tempelhof. Dort seien die Kapazitäten beliebig erweiterbar, sagt Hebbinghaus.

An die Darwinstraße kommen die Geflüchteten erst im nächsten Schritt, zum Beispiel für Wohnungsanträge und Geldauszahlungen. 1500 Menschen suchen die Behörde pro Tag auf. Sieben Wartebereiche bieten 1100 Sitzplätze. Dank des neuen Standorts sei bei den LAF-Mitarbeitern die Arbeitszufriedenheit gestiegen, sagt Hebbinghaus. Auch Umfragen unter den Geflüchteten hätten ergeben, dass diese den »geordneten Prozess« im neuen LAF gutheißen. Auch dem »nd« erzählen Geflüchtete, in der Darwinstraße laufe alles besser als früher an der Turmstraße und dem ICC - und vor allem schneller.

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