EU ganz groß beim Landraub

Martin Ling über eine neue Studie der Organisation FIAN

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Phänomen ist älter als der Begriff: Seit zehn Jahren findet der Begriff Landgrabbing Verbreitung in den Medien. Kapitalistische Landnahme gibt es zwar seit Anbeginn der dazugehörigen Produktionsweise, aber die moderne Landnahme folgt einer speziellen Form. Mal sind es private, mal sind es staatliche Investoren, die riesige Landflächen in Beschlag nehmen, um Agrartreibstoffe oder Nahrungsmittel für den Export anzubauen, teils auch nur, um auf steigende Bodenpreise zu spekulieren. Den Kürzeren zieht bei dieser Entwicklung die ländliche Bevölkerung zumeist, wiewohl nicht nur, im Globalen Süden.

Eine neue Untersuchung der Menschenrechtsorganisation FIAN über Landkonflikte in Ländern des Globalen Südens zeigt, dass Akteure aus Europa oftmals an Landgrabbing beteiligt sind. Eine zentrale Aussage: »In vielen Ländern sind 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft tätig. Durch den Flächenhunger von Agrarinvestoren verlieren Millionen von Menschen ihre Existenzgrundlage.«

Wer denkt, dass die deutsche Bundesregierung, die Afrika im Rahmen ihrer G20-Präsidentschaft großgeschrieben hat, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten versucht, ist schief gewickelt. Von Kanzlerin Angela Merkel über Finanzminister Wolfgang Schäuble bis hin zu Entwicklungsminister Gerd Müller: Die Zusammenarbeit mit Konzernen und Finanzinvestoren soll ausgebaut werden, der Kollateralschaden des Landgrabbings wird in Kauf genommen. Der Ansatz, die Rahmenbedingungen kleinbäuerlicher Investitionen zu verbessern, geht unter. Dabei produzieren Kleinbauern mehr als 70 Prozent der Nahrungsmittel im Globalen Süden.

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