Nichts ist wieder gut!
Stefan Otto über Missbrauchsvorfälle bei den Regensburger Domspatzen
Entschädigungszahlungen sind wichtig - und doch haben sie auch etwas Verwerfliches an sich. Ehemalige Regensburger Domspatzen sollen für erlittene körperliche Gewalt und sexuellen Missbrauch bis zu 20.000 Euro erhalten. Bei solchen Zahlungen geht es immer um eine Aufrechnung. Manchmal wird in diesem Zusammenhang auch das Wort »Wiedergutmachung« erwähnt. Es ist fehl am Platze. Denn die Leiden der Opfer bleiben, seelische Beeinträchtigungen lassen sich nicht abstellen, Ängste und Depressionen sind stetige Begleiter, sie verbauen Wege, die ihnen eigentlich offenstanden, die sie aber nicht gehen können. Was sind dagegen ein paar Tausend Euro Entschädigung?
Aber immerhin erfolgt mit einer Zahlung an die Betroffenen auch ein Anerkennen des Unrechts der Täter und des Leids der Opfer. Zweifellos ist dies ein Schritt in die richtige Richtung, nachdem das Bistum Regensburg über viele Jahre versucht hat, die Vorfälle totzuschweigen. Aber es darf nicht bei diesen warmen Worten bleiben, die Zahlungen dürfen nicht als Preis angesehen werden, um mit einem dunklen Kapitel abzuschließen. Notwendig ist vielmehr eine Aufarbeitung, die von den betroffenen Institutionen ausgeht und in eine Pädagogik mündet, die sensibel auf erste Anzeichen jedweder Übergriffe reagiert.
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