Auckland auf dem Pulverfass

Zeitpunkt des nächsten Vulkanausbruchs in der neuseeländischen Stadt nicht vorhersehbar

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.

Meist steht auf der neuseeländischen Internetseite, die live die Vulkanaktivität unter Auckland überwacht: »Keine Aktivität.« Gefahrenstufe: 0. Anders als in der Hauptstadt Wellington ist die Gefahr in Auckland nicht wirklich spürbar. Wellington, das auf einer Erdbebenspalte sitzt, wird dagegen täglich gleich mehrmals »durchgeschüttelt«.

Die Neuseeländer scheinen ihre Städte gerne in Gefahrenzonen zu bauen. Doch im Falle von Auckland ist die Gefahr gut getarnt. Die über 50 Vulkane, die sich auf einer Fläche von 360 Quadratkilometern verteilen, sind Teil der Landschaft geworden: Die Vulkane sind Inseln und Hügel, manche Krater Seen - und nur ab und zu deuten schwarze Lavafelsen auf den vulkanischen Untergrund hin. Einige Vulkane sind Touristenattraktionen wie der Mount Eden. Rangitoto ist eine Insel, zu der Vulkantouren angeboten werden.

Wissenschaftler haben nun die bisher umfangreichste Dokumentation eines vulkanischen Feldes veröffentlicht - eine Zeittafel, die hunderttausende Jahre in die Vergangenheit reicht. Die zwei Studien, die im »Journal of Volcanology and Geothermal Research« und im »Bulletin of Volcanology« veröffentlicht wurden, zeichnen ein komplexes und völlig unberechenbares Bild der Eruptionen.

Der älteste Ausbruch reicht 200 000 Jahre zurück, der jüngste - im Falle von Rangitoto - nur 500 Jahre. Etwa die Hälfte aller Ausbrüche passierte in den vergangenen 60 000 Jahren. »Manche Ausbrüche passierten über eine geologisch gesehen kurze Zeitspanne«, sagte Graham Leonard von der Forschungsagentur GNS Science, der die Studie leitete, dem »New Zealand Herald«. »Sechs bis zehn Vulkane können beispielsweise innerhalb von 4000 Jahren ausbrechen.« Es gab es in den vergangenen 60 000 Jahren aber auch Perioden, in denen 10 000 Jahre nichts passierte.

»Wir wissen jetzt Bescheid über die Reihenfolge und die Zeitpunkte fast aller Ausbrüche in Auckland und das ist ein ungewöhnlicher Erfolg verglichen mit dem Wissensstand über andere vulkanische Felder auf der Welt«, sagte Jenni Hopkins, die ebenfalls an der Forschung beteiligt war.

Die Wissenschaftler betonten, dass die neue Zeittafel keine Rückschlüsse geben könne, wann der nächste Vulkanausbruch passieren wird. »Das vulkanische Feld in Auckland ist temperamentvoll und wir können diese Studie nicht dafür nutzen, um herauszufinden, wie wahrscheinlich eine Eruption in der Zukunft ist«, sagte Graham Leonard.

Sollte der Ernstfall eintreten, könnten über eine Million Menschen betroffen sein - Auckland hat 1,4 Millionen Einwohner. Ein einziger Ausbruch könnte einen Krater mit einem Durchmesser von einem bis zwei Kilometer erzeugen, der alles in seiner Umgebung zerstören würde. Schwere Schäden würden auch pyroklastische Ströme anrichten, bei denen heißes Gas und vulkanische Asche in einer Wolke aufsteigen, die in einer Distanz bis zu fünf Kilometern alles verglüht, was sie in Bodennähe berührt.

Auch wenn der Zeitpunkt des nächsten Vulkanausbruches nicht vorhersehbar ist, so sind die Neuseeländer trotzdem auf den Ernstfall vorbereitet. Im Stadtgebiet sind in regelmäßigen Abständen Seismografen installiert, die bei vulkanischen Aktivitäten frühzeitig Alarm schlagen und eine Evakuierung ermöglichen würden. Ein gewisser Prozentsatz an Ungewissheit bleibt trotzdem. Nicht umsonst heißt es auf der Internetseite, auf der die Bürger die Vulkanaktivität live überwachen können: »Ein Ausbruch könnte bei jeder Gefahrenstufe auftreten.«

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